Zygmunt Haupt: Ein Ring aus Papier

Zygmunt Haupt
Zygmunt Haupt

Stasiuk empfiehlt Zygmunt Haupt und ich folgte seiner Empfehlung.

Dieses Buch erzählt aus dem Leben Galiziens und Podoliens, in knapper, eindrucksvoller Sprache.

So möchte man meinen. Aber es gelingt mir nicht, es zu lesen, es aufzunehmen.
Ich lese eine Geschichte, gerate in die nächste Geschichte, merke nicht, daß jede Geschichte für sich steht und kann mich auch nicht erinnern, was ich gelesen habe.

Ich denke, ich bin nicht die richtige Leserin für dieses Buch. Oder noch nicht. Denn an Zygmunt Haupt kann es nicht liegen.

Kurzbeschreibung:

Was ist das Glück? Erinnerung, ein Stück gelebten Lebens, das zum Eigentum geworden ist. Man kann zwischen zerbrochenen Spielsachen sitzen, zwischen Spänen, Kletten und Gras oder mitten in einer Landschaft und aus dieser zerstreuten Welt eine neue Gestalt bilden. Das schmale Oeuvre von Zygmunt Haupt (1907-1975) ist eine einzige Beschwörung dieser für immer verlorenen Welt der Kindheit. Aufgewachsen in Podolien, einem Grenzland mit seinen verschiedenen Sprachen und Volksgruppen, erlebt er, am Gartenzaun stehend, das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. In seinen Texten mit so faszinierenden Titeln wie „Madrigal für Anusia“, „Von Stefcia, Chaim Immerglück und den skythischen Armbändern“ oder „?Aus der Chronik vom fliegenden Haus“ gewinnen die weiten, melancholischen Landschaften des europäischen Ostens, die endlosen Wälder, aber auch der Theodorplatz in Lemberg oder eine Straße in Paris eine sinnliche Prägnanz, die den Malerdichter verrät. Wenngleich Haupts Sprache in ihrer Durchdringung von Imagination und Expression zu den größten Errungenschaften der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehört, wurde dem Schaffen dieses Emigranten nie die Aufmerksamkeit zuteil, die seiner Originalität gebührt. Erst 1997, dank des Engagements Andrzej Stasiuks, der ihn als seinen „Lehrer“ bezeichnet und eine Neuausgabe im eigenen Verlag publizierte, wird Zygmunt Haupt in Polen entdeckt.


Wenn die komprimierte Form der Zeit die Langeweile ist, insbesondere die Langeweile der Lektüre, dann machen wir bei Zygmunt Haupt die umgekehrte Entdeckung. Das Buch fällt uns an, weil die Macht unserer Wahrnehmung zu beschränkt ist, um all das zu begreifen und zu erfassen, was uns der Autor auf einer oder zwei Seiten vorsetzt.

Andrzej Stasiuk


Zygmunt Haupt: Ein Ring aus Papier
Gebundene Ausgabe – 346 Seiten – Suhrkamp
Erscheinungsdatum: März 2003
ISBN: 3518414291