Verspätetes Geburtstagsgeschenk (35 Jahre später)

Im Heinrich-Heine-Antiquariat finde ich einen Gedichtband von Nikolas Born und als ich mich besinne, daß Nikolas Born die Erzählung „Die Fälschung“ geschrieben hat, die so intensiv mit Bruno Ganz verfilmt wurde, dessen Namen mir erst nicht einfiel, kaufte ich dann dieses Buch.

Und lese mich gleich beim Abendessen im Ratsstüble fest („schwätzt nit so laut, die Dame liest!“).

Und dann finde ich ein Gedicht Feriengedicht Juli 69 und denke nach, wie alt ich damals war, und dann im Vorletzten die Frage

Ist heute der 20. oder 21.Juli 1969?
Armstrong: „Okay“

Ja, an meinem 17. Geburtstag landete der erste Mensch auf dem Mond (Armstrong)
( Am 20. Juli 1969 landete die amerikanische Mondfähre Adler sicher auf dem Mondboden.
Am 21. Juli 1969 um 3h56m MEZ (Mitteleuropäischer Zeit) öffnete sich die Luke und Neil Armstrong setzte als erster Mensch unter den Augen von ca. 500 Millionen Fernsehzuschauern seinen Fuß auf den Mondboden.) und Dieter Barz (der Freund meines Bruders) buk mir einen Geburtstagskuchen.

Feriengedicht [Juli 1969]
 

Dieses Gedicht handelt von Ferien  Der Himmel
ist blau          das Meer blau
   bei uns geht es auch ziemlich normal zu
ein Tag ist schnell umd (verfliegt) und was dann?
am besten macht man ein paar Fotos für hinterher
und geht schlafen
jeder gähnt noch einmal auf seine Art
manche am weitesten        dann GUTE NACHT!

Hinter den Häusern die Wüste
Wüste    Sonne   Durst
   ein Mann erschießt sein Pferd
amerikanisches Gelb aber ohne blaue Limousinen
Hinter dem Horizont das Gleiche
dahinter noch einmal
     das Gleiche
Geröl    eine Bergkette
  hinter dem Horizont erschießt ein Mann sein Pferd
  das Gleiche
nichts liegt so falsch auf der Erde
wie die Beine von einem Pferd

Die Zeit

      verdampft
            der Tag verfliegt
Armstrong gibt eine neue Position durch

unterdessen
rollen die Bälle weiter
ein paar Briefe zu schreiben wäre das Größte
hinten die Berge vorne das Meer
zwischen uns eine Meinungsverschiedenheit
dann ist es wieder still
immer noch nichts
"Blau
ist das Meer"

Es bleibt wie es ist
    die Rufe der Schwimmer
      bunte Plastiksachen
         alles flach
        man kann weggehen und wiederkommen
          blau ist das Meer
und wir sind so einen inneren Frieden nicht gewöhnt

Die Zeit vergeht wie im Fluge (verfliegt)
die Nacht ist hereingebrochen
so geht es immer
  wenn man mal an was anderes denkt
HÖRST DU DIE SÄNGERINNEN SINGEN?
    der Mond ist aufgegangen das Zimmer ist
  untergegangen
einer öffnet die Tür und macht sie leise
  hinter sich zu
nicht erschrecken es ist ICH
wir sind trocken und liegen nackt
das Nachtleben in den Ritzen der Jalousie
ein bleiches Wesen versucht eine Landung auf dir
die Landung glückt
es bumst und knallt noch ein paarmal
"dann ist es wieder still"

An der Seite der schönen Männer mit Absicht auch

die schönen Frauen
       wir sitzen am Rande
      ziemlich berührt
zwischen Farben und Gangarten ist ein ganz harter
   Schnitt
am Brustansatz ist ein kleiner Pickel
           kleines rotes
raffiniertes Signal daß alles nicht so gemeint ist
wir sind nicht unabhängig
essen aber gerade
Es steigt in das Schlauchboot zur Essenszeit
die nette Familie aus Düsseldorf
     übt slawische Zischlaute

Der Mann der sein Pferd erschossen hat
kann nicht ans Meer gelangen
         (es ist
   eine Dramaturgie ohne Meer)
obwohl der Weg nicht weit ist da hinunter
wo die schönen ZEOZON-braunen Körper liegen
von Yvonne Eva Nicole Manfred Christine Harry u.v.a.
und im Wasser der schöne Körper von Rainer
der immer winkt wenn er im Wasser ist und winkt
   noch an diesem Abend wird er in den Klippen
      eine Nummer schieben
mit einer großen Braunen aus Großbritannien

   Ist heute der 20. oder 21. Juli 1969?

       Armstrong: "Okay!