Alle glücklichen Familien gleichen einander,

jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.
Все счастливые семьи похожи друг на друга, каждая несчастливая семья несчастлива по-своему.

So begann Leo Tolstoi seinen Roman Anna Karenina. Und dieser Satz prägte sich mir ein. Derart, daß ich in meiner ersten Photo-Ausstellung Der Zweite Blick 2000 in St. Petersburg diesen Satz mit dem nachstehenden Bild verquickte.

Alle glücklichen Familien

Dieser Satz ist Teil meines Gedanken-Fundus. Immer wieder blitzt er auf.
Und viele Erinnerungen knüpfen sich an diesen Satz.

So hörte ich einmal bei einer Busfahrt, wie ein wohl 13jähriges Mädchen ihren Freundinnen verwundert diesen Satz vorlas. Sie hatte ihn in einem Kalender gefunden.  Wohl keine hatte den Sinn sogleich verstanden, nicht erfaßt, warum eine solche Aussage in einem Kalender stünde. Ich mischte mich ein und erzählte ihnen, daß dies der Beginn eines ganz großartigen Romans sei, von einem russischen Schriftsteller, und daß sie es unbedingt lesen müssten, dieses Buch sei für jede junge Frau wichtig.

In dem leise-melancholischem Film „Die Eleganz der Madame Michel“ kommen sich die Concierge und der neue, begüterte Wohnungseigentümer, ein Japaner aus einer ganz fremden Kultur, einander näher, da die Concierge diesen Satz brummelnd von sich gibt. Dadurch ändert sich ihr und sein Leben.

Es gibt viele solcher Begegnungen mit diesem Satz, gehört er doch zu den meistzitierten (schauen Sie nur mal bei Google nach).

Ich erinnere mich, daß ich bei der Lektüre des Romans nie richtig sicher war, ob Wronski Anna wirklich liebe. Diese Frage trieb mich so um, daß ich mehrere Freundinnen fragte:

то, что ты подразумеваешь, действительно любит Вронский Анну?
Was meinst du, liebt Wronski Anna wirklich?

Auch dieser Satz wurde zu einem geflügelten Wort, wenn auch nur in meinem Bekanntenkreis.