Wer wirft den Stein?

Am 16. November schrieb Dieter Schlesak in der FAZ den folgenschweren Artikel „Schule der Schizophrenie“, in welchem er Oskar Pastior beschuldigt, entgegen aller bisherigen Annahmen und Hoffnungen ein aktiver IM der Securitate gewesen zu sein.Er unterstellt ihm, seinen Freund Georg Hopprich mit in den Selbstmord getrieben zu haben.

Ich las den Artikel und mein Herz wurde bedrückt. Ein schlimmer Konflikt wurde da aufgeblättert. Aber diese Abrechnung hat auch einen Nebengeschmack: Dieter Schlesak erwähnt, daß er selbst IM der Securitate gewesen sei und behauptet, seine Akte sei von der Securitate gefälscht worden, Pastiors hingegen nicht.  Wer vermag solch einer reinwaschenden Argumentation zu vertrauen?

Das Ganze ist ein perfides Netz aus Lügen, Abrechnung, Verdacht und Ahnung.

Daß ein Mensch verzweifelt, der in diese Verstrickungen gerät, kann nicht wundern.

Daß ein Mensch verdrängt, daß er in diese Verstrickung geriet, verwundert auch nicht. Das ist das Wesen der Verdrängung.

Ein System, das nur aus Niedertracht besteht, wie die Securitate, hört nicht einfach auf zu bestehen. Wühlt weiter. Ist weiter niederträchtig.

Ernest Wichner weist in einer Antwort auf Schlesak darauf hin. Zu den Vorwürfen wegen Georg Hopprichs Selbstmord schreibt Wichner:

Wäre diese Geschichte wahr, das heißt, mit einem Bericht des IM „Stein Otto“ zu belegen, so wäre im Fall Oskar Pastior alles gesagt. Er wäre nicht nur ein unter der Androhung von Gefängnis zu Spitzeldiensten erpresster Dichter gewesen, sondern hätte auch investigative, ja kriminelle Energie an den Tag gelegt und als Teil des Repressionsapparates den Tod eines Freundes mitverschuldet. Um aber solches auch nur in den Bereich des Vorstellbaren zu rücken, sollte man Beweise haben und nicht mit Gerüchten hantieren, die niemand auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen kann.

Warum nur, stelle ich mir die Frage, findet diese Bosheit und Gemeinheit immer wieder Hörer, warum veröffentlicht die FAZ solche Artikel voller Vermutungen und unnachprüfbarer Anschuldigungen wie den von Schlesak??

Ein Toter kann sich nicht wehren.