Die „Kunst des Schreibens“

Oskar Pastior: Der Verfolger ist zugleich ein Verfolgter, der sich der eigenen Verfolgung durch die Verfolgung eines andern – eines Doubles gewissermaßen – zu entziehen versucht.

Dies setzt Felix Philipp Ingold seinem in der Volltext 1/2011 veröffentlichten Essay zur Kunst des Schreibens nach Leo Strauss und Alexandre Kojève voraus.  Hier geht es um das „unverständliche Schreiben“, einem Schreiben, das sei es durch Repression, Verfolgung oder anderen Gründen von der großen Zahl der Leser nicht verstanden wird, nur Eingeweihte kennen den Sinn. So meint Leo Strauß eine besondere Qualität der unter Repression verfaßten Dichtung zu erkennen, was FPI bestreitet:

Ob ein solches Literaturverständnis und die daraus erwachsende Schreibtechnik allein auf Repression (durch ideologische Direktiven, thematische Tabus, ofizielle Zensur und sonstige Einschränkungen) zurückzuführen ist, bleibt fraglich; denn hermetische oder auch bloß elitäre Texte sind zu allen Zeiten, selbst unter freiheitlichen Bedingungen, geschrieben worden. Auch heute gibt es, der vorherrschenden Toleranz und Transparenz zum Trotz, eine kleine Minderheit von Autoren, die sich – bei kleinen Verlagen, in kleinen Stückzahlen – mit hermetischen Texten vom Mainstream der Bekenntnis-, Erinnerungs- und Tratschliteratur absetzen, im Vertrauen darauf, was einst JeanBaptiste d’Alembert (den auch Leo Strauss zitiert) souverän auf den Punkt gebracht hat: „Was dem gewöhnlichen Leser dunkel erscheinen mag, ist es für jene, die der Autor im Blick hat, nicht; im übrigen ist gewollte Dunkelheit keine.“

So zieht Ingold einen Bogen vom hermetischen Subjektivismus Strauss‘ zu Kojève, der die Oberflächlichkeit lobt und die Postmoderne einläutet.

Und Oskar Pastior lächelt. Hintergründig.