es wird dunkler …

Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichtsmöchte man den Titel von Eugen Ruges Debut-Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ weiterspinnen.

Mehrere Generationen einer Familie, vom überzeugten Kommunisten bis zum republikflüchtenden und auch ansonsten weltflüchtenden Enkel. Die erste Generation in diesem Buch (die Großeltern) gehen ob ihrer Überzeugung ins Exil nach Mexiko und zehren ihr ganzes Leben davon, einer ihrer zwei Söhne geht nach Moskau, wird ins sowjetische Lager verschleppt, heiratet eine Russin, kehrt mit ihr nach Ostdeutschland zurück, der 2. Bruder überlebt das Lager nicht, der rückkehrende Sohn baut die DDR mit auf und lebt ganz gut in ihr, sein Sohn (3. Generation) verschließt sich alldem und verläßt die DDR, verläßt später auch die vereinigte BRD und landet krebskrank wieder in Mexiko.

Ein Ring schließt sich, die großen Ideen hingegen sind auf der Strecke geblieben.

Ich möchte jetzt nicht den Standardsatz „Ich habe das Buch gerne gelesen“ ablassen, aber es liest sich gut. Nach meinem Dafürhalten hat es den Deutschen Buchpreis zu Recht gewonnen, der Autor ist ein würdiger Preisträger.

Die Kritik etlicher Leser kann ich nicht teilen, daß man den Geruch des Treppenhauses nicht in die Nase bekommt, zum Beispiel. Auch wenn ich nicht in der DDR aufgewachsen bin, ich kann mich an sehr ähnliche Empfindungen in westdeutschen Mehrfamilienhäuser der 60er Jahre mit den kleinsteinigen Treppenstufen und dem Samstagsputzgeruch sehr gut erinnern. Wird nicht sehr viel anders gewirkt haben.

Nun, so wie die große kommunistische Idee durch den Alltag im Leben der Protagonisten immer stumpfer wurde, die DDR immer mehr verkrustete, so dunkel es in der DDR zum Schluß war – ist es seitdem heller geworden? Ich bin mir nicht sicher.

Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts: Roman einer Familie
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Rowohlt; Auflage: 7 (1. September 2011)
ISBN-10: 3498057863 / ISBN-13: 978-3498057862