Ein Mißgriff

ich sollte eben nicht den Versuch unternehmen, durch einen Schnellkauf die Leselust zu befriedigen, in einer Bahnhofsbuchhandlung anregenden Lesestoff für die kommenden 6 Stunden im ICE zu finden…
Hanns-Josef Ortheil
Der Autor Hanns Josef Ortheil war mir irgendwie angenehm präsent und so griff ich zu.
Hätte ich nicht tun sollen.

Man kann mit diesem Buch Zeit verbringen, aber man wird hinterher nur ein schales Gefühl haben, es bleibt nichts hängen.

Leere lange Sätze in einem konstruierten Erzählfluß …

und ich habe wieder ein Problem: ich kann keine Bücher wegwerfen. Bücher, welche mir nicht gefallen, verschenke ich meistens. Aber dieses kann ich nicht verschenken, wer würde das mögen?

Hanns-Josef Ortheil:Im Licht der Lagune / Die Nacht des Don Juan: Zwei Romane in einem Band
Broschiert: 704 Seiten
Verlag: btb TB (1. Januar 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442737265
ISBN-13: 978-3442737260

Kindheitsmuster

Ich hatte ja vor ein paar Einträgen das Buch „Begrabt mich hinter der Fußleiste“ (nein, nicht „an der Biegung des Flußes“ vorgestellt und kritisiert. Ich fand die Tiraden der Großmutter einfach nur langweilig.

Pawel Sanajew
Pawel Sanajew

Nun finde ich in der TAZ von heute eine Mehrfachrezension von Kindheitsbüchern, „Kindheitsmuster“, in denen dieses Buch auch rezensiert wird.
Liisa hat es in ihrem Litblog auch gerne gelesen.

Und wie es aussieht, bin ich die einzige, die sich immer und immer wieder gelangweilt hat bei den ewigen Tiraden der Oma, den ewigen Leiden des Jungen, dem ewigen Flüchten des Opas.

Weshalb nur ich? Habe ich zuviele Bücher gelesen? Wahrscheinlich bin ich wohl 20 Jahre älter als die meisten Rezensenten, da kommen schon einige Bücher zusammen..

oder habe ich mich zusehr mit dem Pikaresken Element in Jugend- und Kindheitsschilderungen beschäftigt? Ich muß doch meine Examensarbeit mal wieder rausholen („Politisierung des Ästhetischen oder Ästhetisierung des Politischen„, Die Kindheit in der Nazizeit – gespiegelt in der zeitgenössischen Literatur)

ich finde den Aspekt, auf den die TAZ abhebt, daß nämlich alle 3 dort in dem Artikel geschilderten Kindheiten in Zeiten der Repression stattfinden, interessant.
Hat mit meinem alten Thema zu tun.
Und bestätigt eigentlich meinen damaligen Schluß: nur wenige Autoren vermögen das Ästhetische zu politisieren, (nach Benjamin), die anderen gleiten in Befindlichkeiten ab…

Viele Adjektive – Schlechter Stil

gerade hörte ich im Radio die Autorenlesung von Silke Scheuermann, die ihren Roman „Die Stunde zwischen Hund und Wolf“ vorstellte

und da fiel mir wieder auf, was heute bei den „jungen Dichtern“ so üblich zu sein scheint und früher als schlechter Stil galt:

ja nichts der Phantasie des Lesers überlassen, lieber ihn mit Dutzenden von Adjektiven überkübeln…

das gabs früher nur in der Groschenliteratur… jetzt zählte ich rund 15 Farbnennungen in 5 Minuten ;=)

setzen, schlechter Stil!

Schon wieder ein langweiliges Buch

Pawel Sanajew
Pawel Sanajew

in etlichen Rezensionen wurde dieses Buch gelobt.
Ich habe versucht, es wohlwollend zu lesen. Es ist mir nicht gelungen.
Es ist mir nicht gelungen, Verständnis zu finden für diese ewig nölende Großmutter und den passiven, flüchtenden Großvater.
Der altkluge Bub hat es mir eben einfach nicht angetan.

Daß sich zum Schluß alles wenden soll, nun denn.
Ich habe mich abgewandt.

Schade. Gerade der Name der Übersetzerin, Natascha Wodin, ließ mich aufmerksam werden auf dieses Buch. Hat sie doch etliche Bücher geschrieben oder übersetzt, die mir zu bestimmten Zeiten sehr wichtig waren, Nadja, Briefe aus Rußland zum Beispiel.
Bei diesem Buch hat es nicht gereicht.

PS: Diesen Roman fand ich beim Verfassen des Artikels so schlecht, daß ich sogar vergessen hatte, ihn zu nennen ;=)

Pawel Sanajew: Begrabt mich hinter der Fußleiste
Antje Kunstmann Verlag, München 2007
ISBN-10 388897464X
ISBN-13 9783888974649
Gebunden, 238 Seiten, 17,90 EUR

tief enttäuscht

Ariel Denis[/caption]

bin ich von diesem (Mach-)Werk „Stille in Montparnasse“.

Ich traue eigentlich den Rezensionen der Neuen Zürcher Zeitung, nicht nur weil mein liebster Dichter dort auch regelmäßig rezensiert; deshalb hat mich diese Besprechung neugierig gemacht:

Thomas Laux zeigt sich von der blanken Wut, die aus fast jeder Zeile dieses als „Romanbericht“ bezeichneten Buches spricht, sichtlich beeindruckt, und er spricht den Tiraden des Ich-Erzählers bei seinen Streifzügen durch Paris über die zeitgenössische Musikbeschallung, über Stadtlärm allgemein und über sein Hassobjekt Nr. 1, die „Diskothekenmusik“, einen „Furor“ Bernhardtschen Ausmaßes zu. Bei aller Erregtheit aber, die das Buch übermittle, müsse man ihm auch Klugheit und tiefe Einsichten bescheinigen, lobt der Rezensent, der sich von kulturpessimistischen Auslassungen offensichtlich nicht abschrecken lässt.

Und es ist wirklich kein bernhardscher Furor, keine Tirade, wie Thomas Laux meint konstatieren zu müssen,

nein, es sind langweilige Absonderungen eines eingebildeten eitlen Fatzken, der in Worthhülsen redet, sich endlos wiederholt und feiert und eines auf jeden Fall erreicht: gnadenlose Abneigung und Verärgerung.

Da hatte ich gedacht, mal ein passendes Buch zu meiner Lärmempfindlichkeit zu finden und dann so ein Schund. Auch die beigefügte Mini-CD mit Hermann Preys Gesinge hilft nicht weiter.

Ariel Denis: Stille in Montparnasse: Ein Romanbericht

Gebundene Ausgabe: 141 Seiten

Verlag: Atrium-Verlag, Hamburg; Auflage: 1 (Februar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3855359814

ISBN-13: 978-3855359813

Originaltitel: Récital. Une interpretation

Die FAZ kritisiert in Grund und Boden und kündigt Schlimmes an

Peter Handke

Schlichter, unbekümmerter, mit derart nachlässig aufgesetzter Einfachheit ist wohl noch keines der Bücher Peter Handkes dahergekommen. Mit dieser trüben Erlösungsphantasie gerät Handke allmählich in die betrübliche Nachbarschaft eines Robert Schneider und dessen Schmonzette „Die Luftgängerin“. Aber es könnte noch schlimmer kommen. Denn wenn nicht alles täuscht, hat Peter Handke mit diesem Buch eine Figur entworfen, der wir noch öfter begegnen werden.

so Hubert Spiegel im Feuilleton der FAZ

Peter Handke: Kali: Eine Vorwintergeschichte
Broschiert: 152 Seiten

Verlag: Suhrkamp; Auflage: 2., Aufl. (15. Februar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3518418777

ISBN-13: 978-3518418772

mal kurz gefackelt

alle Welt tönt ob der Online-Premiere der „Fackel“ von Karl Kraus, nachdem das Copyright auf dieses Jahrhundertwerk des 20. Jahrhunderts erloschen ist. Also schau ich mir die Webseite auch an. Und gerate in ein richtiges Schlamassel.

1. hat die Webseite eine nicht zu merkende URL: https://corpus1.aac.ac.at/fackel/
2. nennt sich die Online-Ausgabe Fackelgate, das gibt zu denken
3. Ab der notwendigen Registratur ist alles in englischer Sprache, man erhält ein kryptisches Passwort zugesandt, die betreffende Mail natürlich auch wieder in englischer Sprache, dieses Passwort kann man nicht mehr ändern
4. ja, und wenn man dann auf die Seite darf, auch wieder alles in englischer Sprache und wohl nur InternetExplorer-getestet, mit OPERA geht schon rein gar nichts, mit Firefox etwas mehr, und alles wackelt und zappelt auf dem Schirm
5. Die Metapher der 922 Ausgaben-Heftchen war wohl die Vorlage für diese Seite…
6. nun gut, es gibt eine Suchfunktion, das ist schon ein Vorteil

aber ich hatte so die Nase voll, dass ich erstmal zu ZVAB bin und mir eine Komplett-Ausgabe der Fackel bestellt habe.

Warum zum Teufel muss eine österreichische Universität den ganzen Kram in englischer Sprache von sich geben?
Was hat das mit Karl Kraus zu tun?
Wer zahlt die Universität, wem dient die Wissenschaft? Und dann in einer Fremdsprache? Noch ist Englisch eine Fremdsprache für Österreich!

Wieder diese affige Anbiederei, aber an was? An die Gehirnwäsche, die sich in die Köpfe schleicht, die aus unerfindlichem Grunde alles meint in englisch von sich geben zu müssen? Deutsch war mal eine Weltsprache! Jetzt sind nur noch Kleingeister zu gange mit krankem Hirn und Selbstverständnis.

Und das alles mit Karl Kraus, dem Feind der Sprachverluderung.

PS: natürlich gibt es schon einige Werke online ohne Registratur etc.