Herbert Müller-Guttenbrunn

werden Sie im Netz wohl nicht finden. Wohl aber Adam Müller-Guttenbrunn.
Seinen Vater.
Mir ist der Name bekannt aus einem Mittelseminar zu Nestroy und Raimund in den Siebzigern.
Dieser A.M.-G. war ein Banater Jude, national, Theaterdirektor, Schriftsteller, und ist erstaunlicherweise immer noch präsent. Völkisches Schriftgut hindert wohl nicht an der Namensgebung für unzählige Schulen und Caritas-Heime in Deutschland.

Zurück zu Herbert Müller-Guttenbrunn.

Herbert Müller-Guttenbrunn
Herbert Müller-Guttenbrunn
Er, konträr zum Geistesbild seines Vaters, gab das Nebelhorn heraus, das er Karl Kraus widmete. Keines seiner Werke ist erreichbar.
Aber dafür das Alphabet des anarchistischen Amateurs, eine Auflistung von Sottisen und Aphorismen.
Kühl, erfrischend, treffend. Und auch befremdend. Und ungeheuer zeitgenössisch, auch wenn er 1945 „irrtümlich erschossen“ wurde, wie es im kurzen Lebenslauf auf dem Umschlag heißt. (Dazu kommen wir später)

Ein Anarchist war er. Und hellsichtig. Die Zahl der Vorurteile ist Legion. Das heute am meisten verbreitete Vorurteil ist der Glaube, daß Fortschritt und Technik allein seligmachend seien.

Herbert Müller-Guttenbrunn:Alphabet des anarchistischen Amateurs
Herausgegeben von Beatrix Müller-Kampel
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 1., Aufl. (April 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 388221886X
ISBN-13: 978-3882218862

Wider das Verschwinden der Literatur

der von mir hochgeschätzte Andrej Bitov, gerade 70 geworden, schreibt in der Neuen Zürcher Zeitung:

Es gibt keine Kriterien. Wenn Bunin, Pasternak, Scholochow, Solschenizyn und Brodsky grosse Literatur sind, dann weiss ich nicht, was das ist. Vielleicht bewahrt sie die Sprache, vielleicht die Seele . . . Sie weiss selbst nicht, wer sie ist, wie ein lebendiger Mensch.

Und das ist ihre unvergängliche und grandiose Rolle.

Wir verlieren die beste Form des Austauschs, wenn wir sie zu lesen verlernen. Für eine Menschheit, die in die Verwahrlosung der Vereinzelung driftet und dermassen nach Vergnügungen strebt, ist das reichlich merkwürdig und unökonomisch.

Lesen Sie selbst! Es ist wichtig!

Die Alten als Zielgruppe

Dass die Deutschen immer älter werden, ist schlecht für die Sozialkassen – aber gut für Verlage und Buchhandel. „Die Älteren sind seine Kunden der Zukunft“,

schreibt Boris Langendorf, der die wirtschaftliche Entwickung für den Buchhandel beobachtet, im Börsenblatt.

Senioren seien buchaffin und noch dazu kaufkräftig wie nie, erklärt der Wirtschaftsexperte.

Langendorf glaubt, dass die ältere Generation für anspruchsvolle Literatur aus kleineren Verlagen und den Einkauf in individuellen Buchhandlungen einstehen wird,


zitiert im Perlentaucher

ich frage: Sind wir Alten die einzige BioMasse, die noch lesen kann? „

anbiedernde Dummheit

anders kann ich es nicht nennen, was sich der DuMont-Verlag auf der Seite www.junge-russen.de (inzwischen nicht mehr online) leistet:

Auf der Seite im billigsten BILD-Derivat und auch auf dem gleichgestalteten Prospekt reiht sich eine groteske Dummheit an die andere:

dumm, nur dumm
dumm, nur dumm

Ich find es langsam nicht mehr witzig, das kyrillische Zeichen „JA“ als „R“ einzusetzen und damit zu kokettieren. Aber wenn man sogar angeblich russischen Text wiedergibt und da das „R“ als „JA“ ausgibt und statt des „JA“ ein „JOT“, nein, dann frage ich mich, wie tief ist dieser Verlag gesunken und wo wird das enden?

Ein Verlag, der seinen Hausdichter Sorokin zu einem SFJAFKIP denunziert, oder wie soll man das lesen?

Speck
Speck

irgendwann ist niemand mehr da, der lesen kann und der noch lesen will, weil wie gesagt, rundherum biedert man sich an die Dummheit an.

und Dummheit ist immer der unverläßlichste Partner

und dann noch dieses:

Laß von Dir hören, Russland!
Herhören! Es sprechen die Dichter: die Akmeistin Anna Achmatova, der große Lev Tolstoj, der Symbolist Aleksandr Blok, der Futurist Vladimir Majakovskij, der hellwache Osip Mandeltam, der Sohn eines professionellen Klageweibes Nikolaj Kljuev und acht weitere Stimmen der modernen russischen Lyrik. …

ja diese Leute, selbst Mandelstam ohne s, sind modern, so modern wie die jungen Russen…

ich halte diese kokette Dummheit einfach nicht mehr aus, die alles vereinnahmt und unter einen dummbräsigen Witz zwingt.

Gottseidank überlebt die Kunst diese unsäglichen Dumpfbeutel ungerührt, im Gegensatz zu mir, mir schwillt der Kamm, ich habe leider langsam keine Gelassenheit mehr