Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis an Dieter E. Zimmer

„Der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis (15.000 Euro) geht an Dieter E. Zimmer für seine Übersetzungen angelsächsischer Literatur, insbesondere für die Übertragung der Werke Vladimir Nabokovs.“

Das ist eine großartige Meldung, das ist eine großartige Würdigung.

Dieter E. Zimmer hat uns Nabokov nahegebracht wie kaum ein Anderer.
Wer sonst verliert sich so tief in den Werken des Großen Russen und verfaßt neben den Übersetzungen auch noch so wundersame Werke wie das kürzlich besprochene Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens?

 Roshdestweno
Roshdestweno

Deshalb hier eine Aufnahme des Sommerhauses der Familie Nabokovs in Roshdestweno bei Siberski, etliche Kilometer südlich von St. Petersburg. Mehr Bilder, die ich 2000 im Sommer aufgenommen habe, gibt es auf hier: Das Nabokov-Museum in Roshdestweno

Herzlichen Glückwunsch!

Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens

und ich reise mit…

Dieter E. Zimmer
Dieter E. Zimmer
Dies ist ein ganz besonders Buch und wieder einmal zeigt sich, daß das Modernes Antiquariat eine Schande für die deutschen Buchkäufer ist. Wie kann es angehen, dass ein solches Buch verramscht wird?

Ich kenne zwar die Nabokovsche Familie nicht so genau, ich weiß, daß sein Vater Mitglied einer Übergangsregierung Russlands nach der Absetzung des Zaren war, und daß er im Exil in Berlin ermordet wurde.

Nun schrieb Vladimir Nabokov den Roman „Die Gabe“ und „Die Schmetterlingsschriften des Konstatin Godunov-Tscherdnyzew“ und beschreibt in einem Kapitel eine geträumte Reise, bei der der Sohn seinen geliebten Vater auf einer Expedition in das Innere Asiens begleitet.

Woher hatte Nabokov, der nie in Tibet, Zentralasien, Westchina war, dieses Wissen? Woher kannte er all diese Details?

Er konnte in den Berliner Bibliotheken die Reiseberichte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts studieren und inzwischen sind auch alle Quellen, die er genutzt hat, bekannt.

Dieter E. Zimmer hat in einem wunderschönen Buch Ausschnitte aus den Reiseberichten der damaligen Zeit neben Nabokovs Text gestellt und es ist eine Freude, diesen Reisenden nachzuspüren.

Am besten gefielen mir die zwei amerikanischen Radfahrer…

Nun ist diese Anthologie noch von einer anderen Warte aus interessant: Die meist russischen Reisenden offenbaren hier ein imperialistisches Selbstverständnis, das derart ungetrübt uns heute doch recht bitter aufstößt.

Auch der Stolz, mit dem die Zahl der erlegten Bären pro Tag genannt wird, können wir heute nicht mehr nachvollziehen.

Ein bißchen unangebracht finde ich das Photo auf der dritten Umschlagseite, das den Herausgeber auf einem Kamel zeigt, wahrscheinlich an den Pyramiden oder in Tunesien, die Registriernummer des Kamels halb verdeckt… Ein Pauschaltourist gibt eine Anthologie äußerst individueller Forschungsreisender heraus… ;=(

Für mich ist dieses Buch deshalb auch interessant, weil ich zum Einen immer schon Reiseberichte gerne gelesen habe, zum Anderen weil ich selbst nach Zentralasien reisen werde, nach Kyrgisistan. Das im August.

Bis dahin möchte ich noch mehr solche interessanten Bücher lesen.

Dieter E. Zimmer : Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens
Gebundene Ausgabe: 317 Seiten
Verlag: Rowohlt, Reinbek (März 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498076639
ISBN-13: 978-3498076634