„Warum ist Karl Krolow vergessen?“

In der FAZ-Sonntagszeitung wird Marcel Reich-Ranicki gefragt:

Das Werk des Dichters Karl Krolow ist weitgehend in Vergessenheit geraten – zu Unrecht?

Marcel Reich-Ranicki:

„Die Vermutung, Karl Krolow sei vergessen, weil das Interesse – wie die Fragestellerin schreibt – an „etwas traditioneller Lyrik“ abnehme, halte ich für ganz falsch. Es trifft eher das Gegenteil zu: Experimentelle Poesie überlebt sich in der Regel besonders schnell, gerade die Avantgarde gerät rasch in die Arrieregarde. Das jedenfalls lehrt die Geschichte der deutschen Literatur. Und schließlich: Alles auf Erden ist vergänglich – auch die Poesie.“

Erst denke ich über den Dichter Karl Krolow nach, erinnere mich an das, was ich von ihm gelesen habe und dann überdenke ich die Frage genauer und ärgere mich. Denn die Frage zielt nicht auf eine Bewertung des literarischen Bewertens ab, die Frage zielt darauf ab, daß M. R.-R. das beurteilen könne und daß sein Urteil Bestand hätte.

Da wird die eigene Urteilsfähigkeit abgegeben an einen Experten.

Aber kann man das nicht selbst entscheiden? Durch Wiederlesen, Besprechen mit anderen literarisch Gesinnten etc.?