Die Lesesperre scheint überwunden

Urs Widmer, Das Buch des VatersAußer den wenigen, bisher in diesem Jahr besprochenen Büchern hab ich immer wieder Bücher angefangen und beiseite gelegt. Ein Buch, das hier  nicht gelistet ist, ist mir in Erinnerung geblieben: Das Buch des Vaters, von Urs Widmer.

Ein ganz ungewöhnliches, nachgängiges Buch, das die Lebensspanne des Vaters nacherzählt, mit den eigenwilligen Ritualen seiner Bergheimat bis zu den Freigeistereien der 20er und 30er Jahre, Alpenleben und Bauhaus, und vieles mehr.

Dann war lange Funkstille. Ich konnte einfach nicht lesen. Ich wünschte mir zu lesen, konnte aber nicht und wollte nicht lesen was mir zwischen die Finger kam.

Also legte ich immer wieder beiseite.

Dann habe ich mir aus Neugier einen Kindle gekauft. Und mit Büchern beladen, die ich schon eh mal lesen wollte, die vielleicht auch in Hamburg im Regal standen, aber in Gribow, am 2. Wohnsitz, nicht zur Verfügung standen.

Und so kam es, daß ich plötzlich wieder Lesefreude empfinde. Ein ganz eigenwilliges Werk der Weltliteratur ist da auf meinem Tableau:  Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman, von Laurence Sterne.

Ich wusste daß es dieses Buch gibt. Aber ich wußte nicht und erfahre es erst jetzt, welch extravagantes, exzentrisches Buch dies ist, 1758 oder 1759 geschrieben.

William Bunburry: The damnation of Obadiah
William Bunburry: The damnation of Obadiah

Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Und so wie Tristram Shandy immer noch im Geburtskanal seiner Mutter steckt und ich immer noch nicht erfahren habe, weshalb seine Nase krumm ist, stecke ich in den endlosen Disputen äußerst eigenwilliger versponnener englischer Herren, die sich um Festungsbauten, Theaterkritiken, Geburtshilfe und Verfluchungen ranken.

Ein ganz großer Genuß.