Xu Feng Xia

Xu Feng Xia

Klangzauber aus dem Reich der Mitte

Chinesische Musik mit Nuancenreichtum vor beeindrucktem Publikum in Ilmenau

Auf einer Guzheng lassen sich nahezu alle musikalischen Stilrichtungen umsetzen; vorausgesetzt, der Spieler beherrscht dieses Instrument, dessen Name noch nicht einmal im Brockhaus aufzufinden ist. Die 21-saitige Guzheng ist älter als Jesu Geburt und in China zu Hause. Zu hören war der Klang des Saiteninstrumentes am Sonntagabend vor kleiner handverlesener Besucherschar, zu der auch eine Gruppe Landsleutc von Xu Feng Xia aus Shanghai gehörten. Xu Feng Xia, eine fernöstliche Schönheit mit Grazie und Anmut spielte und sang. Vom Thüringentag war sie extra nach anstrengenden Auftritten noch nach Ilmenau geeilt, um mit herrlichem Klangzauber aus dem Reich der Mitte ihr Publikum zu betören. Eine nicht vermutete Vielfalt und ein außerordentlicher Nuancenreichtum an unterschiedlichen Klängen ist aus dem Zupf- und Streichinstrument herauszuholen. Die Klangbilder ähneln jenen, der Harfe, Balalaika, Mandoline und des Cellos. Je nach Spielart, Zupf- oder Streichtechnik schwingen die Töne leise, flirrend und sanft, um im nächsten Moment als rhythmisch wogende Fortissmo-Kaskaden den anderthalb Meter langen Resonanzkasten zu verlassen. Schon nach den ersten Tönen entstand das Gefühl, typische chinesische Musik zu hören, die dem gängigen Klangklischee der Mitteleuropäer entspricht Als melodiösen Spaziergang gestaltete die Künstlerin ihr Stück von den weißen Pflaumenblüten. Klangkontraste erreichte sie vor allem durch den harten metallischen Anschlag der mit stählernen Blättchen bewehrten rechten Hand und den linken weichen Fingerkuppen.

"Einsam" war eine Art Klagelied, das Xu Feng Xia mit schöner Stimme sang. Mit dem Bogen entlockte sie der Guzheng wehmutsvolle Streicherklänge im Obertonbereich. Als Meisterin der Improvisation gestaltete sie danach die melodiöse Ballade vom Gelben Fluss als modernes Stück, wo auch Jazz-Elemente zum Tragen kamen.

Mit Percussionseffekten versetzt, ließ sie ein beeindruckendes Klangepos entstehen. Nach einer Stunde sehr angenehmen Musizierens flogen im letzten Stück die wilden Gänse mit Gedanken beeindruckter Zuhörer nach Südchina zurück.

Thüringer Allgemeine, 1999

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