Neu im Juni 98

Tom Cora

Tom Cora starb im April



MIMI 98
Kukart dreieinhalb
Our house
Drei neue CDs von LongArms Records

Tatjana Didenko
starb in Moskau


Neues im:
Mai 98
April 98
März 98
Februar 98
Januar 98
Inhalt 1997
Inhalt 1996


Das ist wirklich keine fröhliche Zeit: zwei wertvolle Menschen sind gestorben.

Ich habe erst jetzt erfahren, daß Tom Cora am 9. April gestorben ist. 44jährig erst. Sein Tod erschüttert mich, gehört er doch zu meinen ersten musikalischen 'Bekannten'. Ich hörte sein Cello zum ersten Male bei einem Auftritt der Gruppe Skeleton Crew bei akzente in Wiesbaden, Anfang der 80ger Jahre.

Tom war einer der unermüdlichsten Erneuerer der freien Musik. Er arbeitete als Komponist, schrieb Theatermusiken, vertonte den alten sowjetischen Film 'Der Mann mit der Filmkamera' von Tziga Vertov, war Mitglied von 'THE EX' und vielen anderen Formationen und er gab wunderbare Solo-Konzerte.
Ich traf ihn immer wieder, beim MIMI-Festival in Südfrankreich, bei TAKTLOS in Zürich wie in Hamburg, er reiste viel. Zuletzt lebte er in Südfrankreich.

Auf http://www.rarefaction.com/Cora.html ist der Nachruf der New York Times zu lesen und John Zorn und Fred Frith gaben ein Memorial Concert für ihn in der New Yorker Knitting Factory. Beim kommenden MIMI-Festival in Arles in Juli wird er allen fehlen.

Ich habe durch seine Musik und auch durch das Gespräch mit ihm viel gelernt, er hat mir das Verständnis für die freie Musik gegeben, als er einmal seine Spielweise beschrieb:

Überlege beim Improvisieren und wenn der Punkt kommt, dann tu was anderes. Surprise yourself! Dann kannst du viel offener aufnehmen, was von den Mitspielern kommt.

1992 habe ich mir nach einem Gespräch mit ihm notiert:

Eine der größten Schwierigkeiten scheint es zu sein das Ende zu finden. Versuche nicht, es zu finden, es ist schon da.

Seine ruhige, feine Art fehlt uns, sein Ton bleibt uns.

Das Foto stammt von der Seite Un Américain à Marseille, merci les copains!

Tatjana Didenko starb in Moskau an einem Herzleiden.
Sie gehört zu den Wegbereitern der alternativen Kunst in Rußland, denn sie leitete jahrelang das führende TV-Magazin im russischen Fernsehen, Silence #9. In ihrer Sendung bot sie der alternativen Kunst ein Podium, Video-Art, Performance, Jazz und Neue Musik wurden vorgestellt. Durch ihre Sendungen bekam ich einen Einblick in das Kulturleben jenseits der populären Massenmedien.

Tatjana Didenko
Tatjana Didenko
an ihrem Arbeitsplatz im Sender
©das Foto habe ich auf einer Webseite gefunden, deren URL ich leider nicht mehr finde. Entschuldigung

1991 hatte ich sie in Wolgograd beim Festival Unknown Movement kennengelernt, das Sergej Karcaev organisierte. Auch er konnte in ihrer Sendung seine bahnbrechenden Videos einer großen Öffentlichkeit vorstellen.

Letztes Jahr traf ich sie das letzte Mal, beim KUKART-III-Festival in St. Petersburg und dann nocheinmal bei einem Konzert in Moskau im Herbst. Sie war krank, aber doch guter Laune. Zu schnell kam der Tod.


Das MIMI-Festival findet dieses Jahr vom 23. bis zum 27. Juli in der Arena von Arles in Südfrankreich statt. Dieses Festival, geleitet vom unermüdlichen Ferdinand Richard, gehört zu den Vorreitern der freien Musik und versammelt jedes Jahr eine große Schar Musiker und Musikbegeisterter. Hier habe ich viele Freunde getroffen, neue Freunde gewonnen, hier knüpften wir 1990 die ersten Freundschaftsbande mit russischen Musikern (Vitali Fedko, Severnaja Vorota). Dieses Jahr tritt neben anderen das Moscow Composers Orchestra auf.
Ich werde über dieses Festival hier auf Avant@rt berichten.

Tom Cora gehörte zu den Stammgästen dieses Festivals, sein Tod reißt auch hier eine schmerzliche Lücke.

Hier die vorläufige Playlist:
Moscow Composers' Orchestra (Russia), Platzlinger (Austria/Germany), Scrooge (Austria), Mug (Marseille), Chef Menteur (Lyon), Aka Moon (Belgium), Uz Isme Doma (Czech Republic), DJ Ritu's Asian Equitation (Anglo-Pakistani), Terry Riley (USA, to be confirmed), Java (Upper Var, Southern France/ Indonesia), Viellistic Orchestra (France).
Festival Pass: 100 FF
Contact: AMI

Interstudio

Alle zwei Jahre veranstaltet die TheaterAkademie Interstudio in Carskoe Celo bei St. Petersburg das Kukart-Festival. Dieses Jahr gibt es ein kleineres Interims-Festival:

Kukart dreieinhalb.

Russische und Schweizer Künstler und Musiker treffen sich, stellen ihre Arbeit vor und tauschen sich aus.

Leider kann ich dieses Mal nicht dabei sein.


Our House ist ein interessantes Projekt einer Berliner Performance-Gruppe: ein kleines Haus wird per Bahn nach Chelyabinsk in Rußland im Süd-Ural transportiert und die Künstler fahren dem Zug hinterher oder voraus. In Chelyabinsk angekommen, wird das Haus auf dem Hauptplatz der Stadt aufgebaut und für drei Wochen wird es zur Begegnungs- und Aktionsstätte.

Diese Aktion entsteht in Zusammenarbeit mit Lev Gutowski, dem Leiter des Chelyabinsker Centre of Contemporary Art und zugleich Kopf der Musik- Performance-Truppe New Art Ensemble.

Auch dieses Ensemble habe ich auf Avant@rt schon vorgestellt.
Auf dem gleichen Server finden sich auch die Seiten des Projektes Our House.

Lev Gutovsky bekam übrigens 1997 im Wettbewerb um das beste CD-Design in Moskau den Preis als bester Photograph für das Cover der CD seines Ensembles. Herzlichen Glückwunsch!



Regenrinne

Russische Regenrinnen stimmen mich aus unbekanntem Grunde immer sentimental. Nun finde ich im Booklet einer neuen CD (Yesterday) aus Moskau wieder ein Bild eines solchen Exemplars (ein weiteres können Sie auf dem Spaziergang durch Carskoe Celo bewundern...)

Das Label LongArms Records hat nun 3 neue CDs mit russischer Klaviermusik herausgebracht. Interpreten dieser CDs sind Alexey Lyubimov und Anton Batagov. Kompositionen von Vladimir Martynov, Georges Peletsi, Alexander Rabinovitch, Sergej Zagny und Anton Batagov sind zu hören.

Seit ich 1991 in Wolgograd zum ersten Mal ein Konzert von Anton Batagov gehört habe, bin ich von seinem Spiel begeistert. Er ist zuhause in der neuen Musik, hat von Philipp Glass 'gelernt', hat die Vingt Regards sur l'Enfant Jesus' von Olivier Messiaen eingespielt (Melodiya 1990), die Kunst der Fuge ist ihm geläufig und seine Musik für Dezember läßt durch ihre minimalistische Beharrlichkeit den Schnee schmelzen. Er gehört sicherlich zu den interessantesten Pianisten dieser Zeit, auch wenn er das Etikett 'Pianist' abgelegt hat, und nun das Etikett 'Komponist' trägt. Seine Interpretationen wie seine Kompositionen sind vom Feinsten.


Schauen Sie sich bitte die Seite mit den LongArms - CDs an. Selbstverständlich gibt es auch wieder Hörproben in MP3-Qualität.


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