Die Lage auf dem Buchmarkt

In der FAZ findet sich ein interessanter Text zur Verramschung der Bücher, zum Thema „Modernes Antiquariat“

Alles möchte ich nicht unterschreiben, denn erstens ist die Schilderung des Buchmarktes in Rußland in den Neunzigern zu einfältig (dort ist es inzwischen so, daß der Buchmarkt floriert, wenn die Wirtschaft kränkelt) und zum Anderen ist vielleicht auch die Verlagsindustrie selbst beteiligt an der Misere?

Brachte früher ein Verlag ein Buch heraus, war sichergestellt, daß es für einige Jahre dem Markt zur Verfügung steht, heute wird es nach 2 Jahren spätestens verramscht.

Ein Beispiel: Die Welt hinter Dukla von Andrzej Stasiuk ist inzwischen im Modernen Antiquariat gelandet.

Der emotionale Aspekt des Modernen Antiquariats ist in diesem Artikel gar nicht bedacht worden: Ich empfinde den Zwang, die Bücher, die ich im Modernen Antiquariat sehe, kaufen zu müssen, weil sie danach nie mehr zu finden sein werden.

Wann, wenn nicht jetzt???

Und: Ein zeitgenössischer Psalmist der sterbenden Buchkultur ist leider nicht auszumachen. Das stimmt ja wohl auch nicht…

Wie wäre es mit dem Bibliomanen?
PS: Dezember 2009: Dieses Blog gibt es nicht mehr.

Ein Zitat aus dem Artikel von Andreas Kilb:

Oder ist alles gar nicht so schlimm, wie es aussieht? Ist die Verramschung des gedruckten Geistes vielleicht nur die unvermeidliche Antwort der Branche auf die ökonomische Krise? Arbeitslose Menschen werden vom Sozialstaat gestützt, arbeitslose Bücher wandern ins Moderne Antiquariat. In einer Zeit, die bei immer größerer Speicherkapazität immer weniger Lagerhaltung betreibt, haben auch Druckwerke keinen Anspruch auf Aufbewahrung. Was sich heute nicht verkauft, wird morgen discountiert und übermorgen eingestampft. Daß man da Rilkes Gedichte für den Preis einer Lieferpizza bekommt – wen stört das noch? Wer liest denn noch Gedichte?