Achtung! Schnitzel milanese!

Achten Sie deshalb darauf, wie Ihnen Bücher angepriesen werden. Manchmal ist die Wirkung ganz anders, als es aussieht. Wenn Elke Heidenreich großgedruckt sagt: „ein rundherum gut erzähltes, spannend erzähltes, einfühlsames, perfektes Buch“ – dann ist höchste Vorsicht geboten. Es ist nicht garantiert, dass man nicht doch Gammelfleisch aus der Tiefkühltruhe kriegt. Und wenn in riesigen Lettern, kolossal skandiert, einfach nur dasteht: „Ein ganz, ganz großes Buch“ – denken Sie an Spaghetti Neapel.

Helmut Böttiger sieht sich im Tagesspiegel (nicht mehr online) um auf dem großen Markt und ebenfalls Achtung, weil diese Webseite dazu neigt, Lärm von sich zu geben, den Leser mit Krach zu bombardieren

dieser Eintrag gehört also auch zu www.einschaltverweigerung.de

Mit Unterstrich verärgert

Schöngeist nennt sich ein neues Magazin, das gerade auf Perlentaucher beworben wird,

Schöngeist
Schöngeist

und das interessierte mich. Ich fühlte mich dann aber doch zu folgendem Brief an die Herausgeber getrieben:


Guten Tag!

Ich war recht interessiert an Ihrem Heft, vermutete etwas Besonderes, bin aber doch etwas angegrätzt durch Ihre affigen Unterstriche auf Ihrer Webseite, die das Lesen unnötig erschweren

hach, was sind wir so besonders, was fällt uns da was Tolles ein

ich dachte eigentlich, Satzzeichen seien zur Steigerung der Lesbarkeit und des Verständnisses dar und nicht zur Ego-Verschärfung
haben Schöngeister so etwas nötig?

Ich denke mal nicht
überzeugen Sie mich vom Gegenteil

Durch Lesen zum Deppen

so geht das:

www.buecher.de empfiehlt mir, mich bei www.webmiles.de anzumelden, um bei jedem Online-Kauf WebMiles zu sammeln.

da stellen sich die Fragen:

– was haben Einkaufspunkte mit Meilen zu tun? Wohl nur das abgekupferte Miles&More…

– was bekomme ich für die durch den Buchkauf ergatterten Punkte? im Prämienshop sehe ich dann eine Riesenauswahl. Die Rubrik Hören und Lesen erst an 11. Stelle der Rubrikenliste.

– Bezeichnend: Hören vor Lesen

und so ist es dann auch, denn was gibt es im Tausch für meine, durch den Einkauf ergatterten Punkte?

Bildbände, CD-Klassiker und Hörbücher.

Ich darf also sehen (Dali, Leni Riefenstahl und Ami-Werbung), Musik hören (Engelsstimmen, die Welt der Oper etc.) oder mir was vorlesen lassen (Mark Twain, Janosch, Harry Potter)

Leute, das isses ja wohl nicht… wieviel Geld muss ich ausgeben, um mich zum literarischen Deppen zu machen? Nur die Primär-Sinne einzusetzen, aber nichts mehr selbst aneignen??? Nein, solche Belohnungen möchte ich eigentlich nicht…

Gier und Stolz

spiegelten sich in dem Gesicht des knapp Vierzehnjährigen wider, der „alles von meinem Taschengeld“ vier Bände Bohlen II erstanden hatte, denn 2auf ebay gibts da 200 Euro für schon“

Die Maschine Bohlen funktioniert. Respekt und Würde und Privatleben gelten nichts. Sind nur Motoren der Aufmerksamkeitsbeschleunigung.

Und Bücher sind für diese Analphabeten nur ebay-Kapital.

So weit ist es gekommen.