da liegen Sie, da sind ihre Grabstätten:
und unser Freund Nikolai Dmitriev
"Zu diesem Allen kommt, daß zu Papier gebrachte Gedanken überhaupt nichts weiter sind, als die Spur eines Fußgängers im Sande: man sieht wohl den Weg, welchen er genommen hat; aber um zu wissen, was er auf dem Wege gesehn, muß man seine eigenen Augen gebrauchen." – Arthur Schopenhauer
da liegen Sie, da sind ihre Grabstätten:
und unser Freund Nikolai Dmitriev
Vor rund 30 Jahren erzählte mir eine türkische Freundin, wie sie ihre Familie austrickste, als diese sie mit einem ihr unbekannten und nicht genehmen jungen Mann verheiraten wollte.
Sie kleidete sich in Dienstbotenkleidung und öffnete dem Besuch beim Antrittsbesuch die Tür. Als sie dann später zur Familie dazukam, war der geplante Verlauf des Tages und des späteren Lebens unmöglich.
Nun lese ich genau diese Geschichte bei Chechov in den Humoresken und Satiren, frühen Stücken und frage mich
So hatte ich mir mein Chechov-Jahr nicht vorgestellt, daß mein Freund Nick nun auf dem Novodevichi-Friedhof ganz in der Nähe von Cechov und Gogol begraben liegt
Der erste Band "Er und Sie" ist ausgelesen, und über das Wort, das diesen Verhalt beschreibt, habe ich lange nachgedacht: geschafft oder fertig?
nun, ausgelesen ist besser.
Und etwas erschöpft bin ich auch, lege eine Reise- und Cechov-Pause ein, greife zu Ivan Klima und werde weiter berichten.
…Dass die hoch gebildeten Slawisten vertraute Gestalten unserer Kulturwelt wie Tschaikowsky als Ćajkovskij oder Tschechow als Ćechov entfremden und, wie ich leidvoll erfahre, junge Menschen vom Gang in die Buchhandlung abhalten (Pisa überall), möchte ich nicht verschweigen. Schlimmer: Die Deutsche Grammophon hält es nicht für nötig, den großen Übersetzer und Entdecker für Deutschland, Peter Urban, überhaupt zu erwähnen. Dabei verdanken wir ihm die größte nichtrussische Tschechow-Ausgabe. Keine Auskunft auf der Verpackung. Keine auf einer CD. Gerade mal eine Halbzeile im Booklet. Dort wird der Sprecher, Frank Arnold, mit 27 Vollzeilen vorgestellt, Tschechow mit 17, Urban mit sieben Halbzeilen. Die Mitübersetzerin Beate Rausch ist der deutschen Grammophon keinen Buchstaben wert. So ist auch diese schöne Hörbuch-Edition ein weiteres Zeugnis für die Kulturverachtung unseres geldgierigen Landes.
Rolf Michaelis in der Frühjahrsliteraturbeilage der ZEIT, März 2004
das klingt kitschig, pathetisch, ist ganz schlecht, wollen wir nichts mit zu tun haben
ist aber so.
Morgens bin ich mit verkrusteten Augen aufgewacht und als ich in der Erinnerung suchte was mich zum Weinen brachte, wieder Tränen.
„In der Nacht zu Weihnachten“ von Anton Tschechow ist der Grund für meine Trauer.
Eine Frau hofft, daß ihr Mann, den sie nicht liebt, ertrunken ist, er ist es aber nicht. Als er ihren Schmerz erkennt, nun nicht endlich als Witwe ein freies Leben führen zu können, fährt er mit dem Schiff in die Winternacht, den Wintersturm, dem Tod entgegen, hinaus.
Bis zum Morgen stand die bleiche Frau am Ufer des Meeres. Als man sie, halb erfroren und entkräftet von moralischer Qual, nach Hause trug und ins Bett legte, fuhren ihre Lippen noch immer fort zu flüstern: „Komm zurück!“
In der Nacht auf Weihnachten hatte sie ihren Mann lieben gelernt.
Der Sommer beginnt und das Leben ändert sich.
aus:
Eine langweilige Geschichte
Aus den Aufzeichnungen eines alten Mannes.
Kapitel IV, Seite 23