"Zu diesem Allen kommt, daß zu Papier gebrachte Gedanken überhaupt nichts weiter sind, als die Spur eines Fußgängers im Sande: man sieht wohl den Weg, welchen er genommen hat; aber um zu wissen, was er auf dem Wege gesehn, muß man seine eigenen Augen gebrauchen." – Arthur Schopenhauer
Ich habe wieder einen Freund verloren.
Ich kannte ihn aus Erzählungen. Ich hatte seine Bücher gelesen.
Aber persönlich trat er in mein Leben im Frühjahr 1992.
Bei einem FreeJazz-Konzert im „Bunker“ in Moskau trat ein Mann in deutscher Bundeswehrjacke vor die Musiker und begann zu rezitieren.
Ich war fasziniert. Ich erfuhr seinen Namen: Dmitri Alexandrowitsch Prigov.
Viele Male haben wir uns seitdem getroffen, in Deutschland, Frankreich, Rußland.
Zuletzt auf der 2. Moskauer Biennale für Zeitgenössische Kunst.
Er war immer da.
Jetzt fehlt er uns.
nun bin ich in Moskau extra zur Straße der Sovjetischen Armee #13 gegangen und habe mich im Hof umgeschaut, ob ich diese nette Skulptur finde:
aber die beiden sitzen nicht mehr auf der Bank, sind fortgegangen:
war wohl nur eine temporäre Installation. Dafür ist das Stromhäuschen entsprechend illustriert.
Schade. Im August letzten Jahres hatte ich mich schon auf den Besuch gefreut…
dies ist wirklich nur als ästhetische Ko-Inzidenz zu werten, mit allem Respekt vor Daniil Charms, den ich hochverehre:
da habe ich seit ein paar Tagen das erste Heft der neuen Reihe Zeitschrift für Ideengeschichte auf dem Tisch liegen und ständig fühle ich mich irritiert. Warum?
Schauen Sie selbst: auf dem Titelbild blickt sehr mürrisch Mussolini in die Gegend und daneben Danill Charms:
ich bin sehr verwirrt…
[link2post id=“91″]habe ich hier ja schon hingewiesen[/link2post] und deren Empfehlung möchte ich noch einmal betonen.
Seit gestern kenne ich einen alten Herrn, Herrn Aldo Buzzi, einen hochgelehrten Übersetzer und Schriftgelehrten. Natürlich bin ich auf ihn gekommen durch seinen Band „Tschechow in Sondrino“ und jetzt bin ich begeistert.
Herr Buzzi ist am 10. August 2006 96 Jahre alt geworden. Ich kann ihm erst jetzt gratulieren.
Er plaudert. Er lädt uns ein in seinen Assoziationsstrom, der von einem Thema zum anderen hüpft und immer wieder auf den Punkt kommt. Aber alles hat Tiefe und Gewicht. Ich freue mich, daß es ihn gibt.
Und gerade jetzt, wo ich dieses Buch und den Verlag entdecke, feierte der Verlag sein 10. Programm. Ich war nicht in Zürich. Aber ich gratuliere.
Aldo Buzzi: Tschechow in Sondrio. Und andere Reisen
Reisen nach Moskau und anderswohin
Aus dem Italienischen von Karin Krieger
Leinen, Fadenheftung, Leseband
160 Seiten
EUR 19.95 / EUR 20.60 (A) / sFr. 38.00
ISBN 3-905513-40-4
EAN 97839055113400
Edition Epoca
In englischer Sprache gibt es dann noch: „A Weakness for Almost Everything : Notes on Life, Gastronomy, and Travel“.
Ich habe eine Schwäche für ihn.
«Aus dem Leben der Quaden» hiess 1968 die erste grössere Veröffentlichung eines Autors, dessen Werk sich künftig vor allem durch seine gedankliche Geschlossenheit auszeichnen sollte – durch ein idiosynkratisches Verhältnis zur Welt, in dem das Elitäre nur eine Sonderform der Empathie ist.
und wieder haben wir einen weniger…
ich habe ihn seit meiner Studienzeit immer „gelesen“, kann mir gar nicht vorstellen, daß er nicht mehr sein soll
Paul Jandl ehrt ihn mit einem Nachruf in der NZZ. Salzburger Deserteur
ich weiß zwar nicht, was einen Verleger dazu bringt, den west-östlichen Divan und die Wahlverwandtschaften in einen Band zu pressen, wie es der Manesse-Verlag getan hat, aber so kam ich doch zu erstaunlichen Eindrücken heute abend.
Die Wahlverwandtschaften kannte ich einmal fast auswendig, hatte Ottiliens Leid und Charlottens Duldsamkeit und Verständnis hin- und herbetrachtet, das Ungeheuerliche in dieser Konstellation immer wieder durchgekaut und auch sehr viel geweint dabei, und nun habe ich es nach 30 Jahren wieder in den Händen (lesenderweise, aus dem Regal genommen und abgestaubt und eingepackt und ausgepackt habe ich den alten Band schon sehr oft)
Aber jetzt interessiert mich der Divan, habe ich Hafis doch schon früh gelesen und immer im Herzen, war ich doch schon an seinem Grab und habe Rosen niedergelegt in Shiras als junge Studentin, aber Herrn Goethens Diwan habe ich immer gestreift.
Nun also. In den Paralipomena das Konstatement:
Dem entgegnet wohl F.P.Ingold: