Sommerpause? Lesepause?

Nein, der Sommer ist noch nicht zu ende und ich lese auch.

Sommer

Aber die letzten Monate ergriff mich eine Unzufriedenheit beim Lesen, ich mochte keines der Bücher zu Ende lesen und die, die ich zu Ende las, rutschten schnell aus dem Gedächtnis.

Das ist nicht gut.

Darunter leide ich. Trage den Willen mit mir herum, endlich wieder aufzuschreiben, zu notieren und zu loben, aber es gelang mir nicht. Ich werde versuchen, dies nachzuholen.

Mit liebevollem Blick

anders kann ich den photographischen Blick Isolde Ohlbaums nicht umschreiben.

Diese großartige Menschen-Seherin hat deutsche Schriftsteller begleitet.
Ein Ergebnis dieser Reisen ist der Photo-Band Auswärtsspiele / Autoren unterwegs mit Aufnahmen von den Frühjahrstagungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Dieses Buch wurde in den Feuilletons vorgestellt und als Beispielbild diente sehr oft eine Aufnahme, welche einen lächelnden Oskar Pastior und eine liebevoll-verspielte Herta Müller zeigt.
In diesem Bild wird Pastiors Wesen so bildhaft deutlich, daß es mich fast erschreckte.

Weitere Bilder von Oskar Pastior zeigt Isolde Ohlbaum in ihrem Photo-Archiv.

Nun habe ich dieses Buch gleich zweimal erstanden. Einmal um es im Bücherregal bei mir zu haben, und einmal um eben dieses Bild herausnehmen und rahmen zu können.

Die ZEIT zeigt eine Auswahl der Photos in einer Galerie: Fotos von Isolde Ohlbaum: Die Blume in Oskar Pastiors Haar

Isolde Ohlbaum
Isolde Ohlbaum: Auswärtsspiele


Isolde Ohlbaum: Auswärtsspiele: Autoren unterwegs
Verlag: Wallstein (Oktober 2009)
ISBN-10: 3835305654
ISBN-13: 978-3835305656

Wer zur Arbeit geht,

Wolfgang Koeppenhat den Tod überwunden. Tag für Tag, fünfzig Jahre lang. Er wehrt sich nicht mehr. Er haßt still vor sich hin. Wenn er Glück hatte, kam ein Krieg.

So schrieb Wolfgang Koeppen.

Irgendwann hörten wir diesen Satz im Radio: „wer zur Arbeit geht, hat den Tod überwunden.“ Er wurde zu einem geflügelten Wort. Aber wir wußten nicht, daß er von Koeppen stammte.


Wolfgang Koeppen

Nun hab ich mir die Prosa aus dem Nachlaß „Auf dem Phantasieroß“ vorgenommen. Und lese mich durch. Es ist schwer. Vieles ist zu Recht nicht veröffentlicht.

Aber ein solcher Band hat ja vielleicht eine andere Aufgabe: nicht Lektüre allein, sondern Dokumentation eines Schreiber-Lebens….

Und dann komme ich zu Morgenrot / Beginn einer Erzählung. Und da steht dieser Satz.

Koeppen überrascht mich immer wieder.

Er ist immer da.

Siehe auch Glückliche Fügung in Greifswald


Wolfgang Koeppen: Auf dem Phantasieroß
Prosa aus dem Nachlaß
Herausgegeben von Alfred Estermann
Suhrkamp Verlag
Erschienen: 25.06.2000
779 Seiten, Leinen
ISBN 978-3-518-41153-7

Glückliche Fügung in Greifswald

Wolfgang Koeppen ist in Greifswald geboren.
Er gehört zu den Dichtern, die mein Leben begleiten.
Als Studentin nahm ich sein Werk an, las jedes erhältliche Buch von ihm, verehrte ihn und [link2post id=“156″]schickte ihm zum Geburtstag[/link2post] jedes Jahr nach München einen Geldschein, damit er fein essen ginge.

Bruno Schulz
Bruno Schulz

Bruno Schulz lebte in Drohobycz. Und starb dort. Wurde ermordet von der deutschen Besatzungsmacht.
Sein Werk wird immer wieder „am Leben gehalten“, von Menschen, die davon begeistert sind. Er ist der „polnische Kafka“ und er darf nicht vergessen werden.
Was schwierig ist. Ein polnischer Autor, dessen Heimatstadt heute zur Ukraine gehört. Die Ukraine nimmt ihn nicht so einfach an, in Polen wird sein Andenken gewahrt.

So empfinde ich die Ausstellung „Bruno Schulz – Mythisierung der Wirklichkeit“ im Koeppenhaus in Greifswald als glückliche Fügung.

Im Herbst dieses Jahres kamen wir immer wieder nach Vorpommern und nun haben wir uns 15 km südlich von Greifswald ein altes Haus gekauft.
Ich werde mich dort sehr heimisch fühlen.
Meine Dichter sind schon da.

Die Ausstellung geht am 3.01.09 zu Ende.

Die Ankündigung der Ausstellung im Greifswalder Veranstaltungskalender kulturmodul:

Koeppenhaus – Literaturzentrum
„Bruno Schulz – Mythisierung der Wirklichkeit“
Eine Ausstellung des Polnischen Instituts Düsseldorf und des Adam-Mickiewicz-Literaturmuseums Warschau

Im Rahmen der polnischen Kulturtage polenmARkT 08

Bruno Schulz gehört zu den wichtigsten polnischen Schriftstellern. 1892 wurde er als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie im galizischen Drohobycz geboren. Der doppelbegabte Künstler hat die Stadt nur zeitweise verlassen können. Gesundheitliche Probleme und die schlechte finanzielle Situation zwangen ihn, sein Studium abzubrechen und eine Stelle als Zeichenlehrer am Gymnasium seiner Heimatstadt anzunehmen. Er arbeitete dort, trotz steigender Anerkennung für sein literarisches Werk – 1933 debütierte er mit dem Erzählband Die Zimtläden – bis zu seinem Tode. 1941 richteten deutsche Truppen für die jüdische Bevölkerung ein Ghetto ein. Bruno Schulz erfuhr eine Zeit lang Protektion durch den Drohobyczer Gestapo-Chef Felix Landau, der ihn als „Hausmaler“ beschäftigte. Im November 1942 wurde er jedoch von einem mit Landau verfeindeten SS-Mann auf offener Straße erschossen.
Ein großer Teil von Schulz‘ künstlerischem Nachlass gilt als verschollen. Sein Gesamtwerk – sowohl das literarische als auch das graphische – wird gelegentlich mit dem von Kafka, Proust und Kubin verglichen und erschließt sich auf mehreren Ebenen: die Darstellung der galizischen Kleinstadt spielt darin eine genauso bedeutende Rolle wie die tiefenpsychologische Ebene der Vater-Sohn-Beziehung oder das stark masochistisch geprägte Frauenbild. Der Kreation der Traumwelten kommt hier eine gleiche Bedeutung zu wie der Erschließung der jüdischen Mystik.

Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten: dienstags bis samstags, 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Vom 24. Dezember bis 1. Januar 2009 bleibt die Ausstellung geschlossen.

Kiew: Mikhail Bulgakow

Mikhail Bulgakow
Mikhail Bulgakow

nun war ich einige Tage in Kiev und habe natürlich, endlich, das Wohnhaus Mikhail Bulgakows besucht.

Dieses Haus ist zugleich der Ort seines Werkes „Die Weiße Garde“, denn der Autor siedelte die Familie Turbin in der Wohnung an, in der er viele Jahre lebte und in der auch er die russische Revolution und ihre Wirren und den Bürgerkrieg erlebte.

Das Wohnhaus kann besichtigt werden, verwunderte mich aber doch sehr, denn die gezeigten Räume waren nicht museal aufbereitet, sondern fast verspielt „dekoriert“, eine Installation, welche die Realitätsebene der Wohnräume des Dichters mit der Ebene der Räume der Familie Turbin vermischt… und so ein merkwürdiges Zwielicht schafft..

Nun, über Geschmäcker läßt sich trefflich streiten, und unser Dichter, der später so erbärmlich endete und erst auf dem

Mikhail Bulgakow
Mikhail Bulgakow
Novodevishi Friedhof in Moskau seine, wenn auch letzte, Ruhe fand, sitzt zufrieden und lässig auf seinem Sitz neben dem Wohnhaus.

Ich habe mir ersteinmal den Band „Die Weiße Garde“ bestellt, denn dieses Buch fehlt mir noch, und thematisch passt es ja zum vorherigen Eintrag sehr wohl.

Sehr, sehr erstaunlich für uns erscheint uns immer wieder die Belesenheit und die Wertschätzung des Erschaffers von „Der Meister und Margarita“, welches von Russen und Ukrainern geradezu verehrt zu werden scheint.

Bulgakovs Grab habe ich in meinem Lesebuch auch gewürdigt, zu seinem 66. Todestag.

Und noch einmal Lyrikline.org

Lyrikline.org ist ein faszinierendes Unternehmen. Viele Schätze sind da zu heben.
Aber es hat auch etwas Erschreckendes für mich, plötzlich die Stimmen der Dichter zu vernehmen. Indiskret kommt mir das vor, fast ungehörig…

denn anders als bei einer Lesung liest hier der Dichter für mich, ich bestimme wann er liest.
Und was er liest. Ich dirigiere ihn. Und das steht mir eigentlich nicht zu.

So hab ich auch gezaudert, Adam Zagajewski aufzusuchen, aufzurufen widerstrebt mir..

weil das aber auch seinen Kitzel hat, konnte ich nicht widerstehen.. deshalb doch noch ein paar meiner Favoriten ..

Adam Zagajewski

Gennadi Ajgi

Juri Andruchowytsch – das kriminelle Sonett

Rose Ausländer – Pruth

Erika Burkhart

Gholamhossein Chahkandi Nezhad – übersetzt: Wie Sonnenschein

Ernst Jandl

Das war die erste Hälfte des, meines Lyrik-Alphabets…

Doris Lessing hat den Literaturnobelpreis bekommen

und den gönne ich ihr von Herzen.

Eigentlich bin ich ja auch ein Mitglied der „Lessing-Leserinnen-Generation“, aber ich habe kein einziges Buch von ihr gelesen.

Und das hat ganz private Gründe. Erst schenkte mir meine gute Freundin „Das goldene Notizbuch“ von D.L. und dann spannte sie mir meinen Mann aus.
Die Ehe wurde geschieden und ich habe nie Doris Lessing gelesen.

Da war einfach so eine Sperre…