Nachtrag: Ilma Rakusa, Mehr Meer

Ilma Rakusa
Ilma Rakusa
Dieses Buch ist inzwischen erstaunlicherweise in der 3. Auflage erschienen. Die Autorin Ilma Rakusa erhielt dafür den Schweizer Buchpreis 2009.

Warum liest man Bücher, Erinnerungsbücher, oder wie dieses hier genannt wird, Erinnerungspassagen? Von Autoren, Autorinnen, die nur wenig älter sind als man selbst?

Was ist das Besondere an diesem Buch?

Nun ich finde an diesem Buch nichts Besonderes. Eher Langeweile und Ich-Bezogenheit.
Ich gestehe, daß ich aus persönlichem Interesse dieses Buch gelesen habe, aber das was ich zu erfahren hoffte, wird ausgeklammert.
Nun denn.

Ist es die südöstliche europäische Region, aus der die Autorin stammt, die mich interessierte? Dieser literaturgeschwängerte Teil Europas, dessen Widerspiegelung ich in ihren Erinnerungen zu finden dachte?

Ich weiß es nicht. Mir ist da zuviel ICH ICH ICH in dem Buch.

Erstaunlicherweise fand dieses Buch nicht nur den Schweizer Buchpreis, sondern auch ein großes Echo bei den Rezensenten (s. Perlentaucher)

Ilma Rakusa: Mehr Meer: Erinnerungspassagen
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Literaturverlag Droschl; Auflage: 3 (4. August 2009)
ISBN-10: 3854207603
ISBN-13: 978-3854207603

Nachtrag : Matthias Wegehaupt: Die Insel

In der letzten Zeit (fast ein halbes Jahr) kam ich nicht zum Schreiben, aber doch wohl zum Lesen.

Ich werde also die Bücher, die mir lesens- und empfehlenswert wert scheinen, hier in unregelmässiger Folge nachtragen. (Und ein wenig mogeln, das Veröffentlichungsdatum etwas zurückstellen…)

Bücher, die ich schlecht finde, finden ihren Weg erst garnicht hierher, die verbrate ich ohnehin auf der Buchbestattungs-Seite.

Matthias Wegehaupt
Matthias Wegehaupt

Das einprägendste Lese-Erlebnis diesen Sommer war für mich „Die Insel“ von Matthias Wegehaupt.
Dieses Buch ist für mich das deutsche Nach-Wende-Buch überhaupt.
Es war eine Überraschung.

1014 intensive Seiten. Die Geschichte eines Mannes, der auf einer Insel, sei sie nun metaphorisch oder topologisch gemeint, lebt, arbeitet, malt. Über 30 Jahre seines Lebens wird berichtet. Mathias Wegehaupt, der Autor, lebt auf der Insel Usedom und hat diesen Roman aus den Notizen, die er 3 Jahrzehnte lang heimlich anfertigte und versteckte, zusammengestellt.
Abgesehen von einigen stilistischen Holpereien stellt dieses Buch einen Solitär dar: Einen ernstgemeinten, intensiven, nachdenklichen Bericht über die DDR.

Das Leben des Malers Unsmoler ist ein Leben in der DDR, spiegelt die Geschehnisse von 40 Jahren dieses Staatsgebildes, die Umformung der Lebenswelt der Bürger diese Staates, die Einengung, die Verluste … nur wenige können widerstehen, am Ende ist die Insel menschenleer, verwüstet und nach der Wende Spekulationsobjekt.

Dieses Buch habe bei Jokers im Angebot gefunden. Und das kann ich nur Glück nennen. Denn dieses Buch ist vergriffen, sosehr vergriffen, daß der Autor selbst nach Berlin fuhr, wie er mir erzählte, um bei Jokers im Laden Exemplare seines eigenen Werkes zurückzukaufen. Was ihm nicht gelang.

Und dieses Buch scheint etwas ganz Besonderes zu sein. Findet man solche Bücher sonst oft für „3 Cent + 3 € Versandkosten“ bei den gebrauchten Büchern, so steht dieses Buch inzwischen bei Amazon bei 78,00 EUR und 150,00 EUR, bei ZVAB ist das Buch überhaupt nicht zu finden.

Aber ich war trotzdem bei ZVAB fündig: Ich konnte 2 signierte Grafiken des Künstlers Matthias Wegehaupt erstehen.

Beim Perlentaucher finden Sie die Buchseite und ein Autorenporträt.

Kein Rapunzel in Sicht…

Uwe Tellkamp
Uwe Tellkamp

Ich gebe auf. Ich komme nicht in den Turm.

Ich kann es einfach nicht lesen.

Dieser Wust von Adjektiven, völlig unnötigen Beschreibungen unwesentlicher Treppengeländer und diese endlosen, gewundenen Sätze. Da mögen Andere dieses Werk noch so sehr loben, ich lese nicht weiter.

Dieses Recht, ein Buch nicht zu mögen und mir von ihm nicht die Zeit stehlen zu lassen, nehme ich mir.

Uwe Tellkamp: Der Turm: Geschichte aus einem versunkenen Land
Geschichte aus einem versunkenen Land. Roman
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN-10 3518420208
ISBN-13 9783518420201
Gebunden, 1000 Seiten, 24,80 EUR

„Funkstille“ aber nicht Lesepause

so lange habe ich nicht mehr geschrieben, das bedeutet aber nicht, daß ich das Lesen aufgegeben hätte.
Ich war aber in meinem täglichen Leben so eingespannt, dass ich gerade noch versuchen konnte, das Lesen zu retten, aber nicht das Berichten über das Lesen.
Das hätte den gelesenen Büchern nicht gut getan.
Und so blieb der letzte Band der Erzählungen Schalamows aus Kolyma auch ungelesen.

Simenon
Simenon

Dieses fast ohnmächtige Lesen ist ein Lesen ohne Speichern, ich versuchte als Lesende den Faden nicht zu verlieren, und der Inhalt rauschte dann, aufgeteilt in einen oder zwei Abende, an mir vorbei.

Da ich mich in Hannover aufhielt, war die Buchhandlung Decius in der Nähe und lieferte den Lesestoff, in der Markthallen-Gaststätte wurden dann die Kapitel während der Abendessen gelesen. Ein solches Lesen tut nicht gut und so war ich bei der Auswahl der Lektüre auch darauf bedacht, kein Buch zu wählen, das durch ein solches Lesen Schaden nähme.

Ein paar Anthologien, ein Maigret aus der neu-aufgelegten Maigret-Reihe bei Diogenes, ein Büchlein mit Bibliomania, das wars eigentlich, wurde wahrgenommen, aber nicht wichtig genommen.

Zwei Bände jedoch blieben haften, darüber mehr in einem weiteren Beitrag.

Georges Simenon: Maigrets erste Untersuchung: Sämtliche Maigret-Romane
Gebundene Ausgabe: 211 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (November 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257238304
ISBN-13: 978-3257238303

John Updike †

Als Gymnasiastin hatte ich eine Vorliebe für amerikanische Literatur, Bernard Malamud, John Updike und Henry Miller begleiteten mich durch viele Schul- und auch noch Studienjahre.

John Updike †
John Updike †

Ich erinnere mich, daß ich als Leseproviant für eine große Semesterferien-Reise (Griechenland und Türkei) Thomas Mann, für eine Spanien-Marokko-Reise Heinrich Mann und eben für eine Griechenland-Türkei-Persien-Reise John Updike eingepackt hatte.

Die Hasenherz / Rabbit-Bände, Ehepaare, Das Fest am Abend, Das Gottesprogramm, Das Fest am Abend, sie alle stehen noch in meinem Bücherregal und aus manchen rieselt der StrandSand.
John Updike beschrieb das Leben in den amerikanischen Kleinstädten, dem Uni-Campus, er beschrieb die großen Lebensträume und die nicht ganz so großen Realitäten, die Illusionen und die Erbärmlichkeit und für mich, die ich am Anfang meines Lebens stand, war das sehr aufregend.

Nun ist John Updike gestorben. Der Rowohlt-Verlag listet eine imposante Reihe Updikes auf, hat aber auf der Webseite noch nicht mitbekommen, daß dieser große Autor verstorben ist. Oder gibt es dort keine Würdigungen mehr?

John Updike hat meine Lese- und Lebenslust geprägt.

Lesepause?

Mikhail Bulgakov
Mikhail Bulgakov

Eigentlich nicht.

Ich bin nur sehr erschöpft und komme nicht konzentriert zum Lesen. Aus beruflichen Gründen.

Zuviel schwierige Arbeit an zu viel verschiedenen Orten.

Der Band „Die weiße Garde“ von Mikhail Bulgakow ist nicht zuende gelesen. Ich bekam den Kick nicht mit. Zu langatmig, ohne daß ich mich einfinden könnte.

Ich habe es bis jetzt nicht geschafft.

Bevor ich dem Buch aber Unrecht tue, lege ich es lieber beiseite.

Mikhail Bulgakow: Die weiße Garde: Roman
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Sammlung Luchterhand (18. April 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3630620957
ISBN-13: 978-3630620954
Originaltitel: Belaja gvardija

„warum Frauen keine Science Fiction lesen“

Denis Scheck interviewt den hochgealterten Autor Ray Bradbury im Tagesspiegel.

Ich bin von dem alten Herrn sehr angetan. Nun, die Antworten, die er gibt, sind mir nicht das Wichtigste in diesem Interview, wichtiger erscheint mir diese Passage:

In Ihrem berühmten Roman „Fahrenheit 451“ ist der Feind des Lesers der Staat. Wer ist der Feind von uns Lesern heute? Immer noch der Staat oder eher die Großkonzerne oder die Medien?

Eine Mischung aus allem. Die Erfindung des Computers, der Medien, von all dem, was über Leitungen oder drahtlos durch die Luft zu uns in unser Heim eindringt, all diese Spielzeuge, nach denen wir süchtig geworden sind; im Zentrum von all dem steht einfach ein bedauerlicher Mangel an Grips, an Intelligenz. Wenn wir noch mehr Kino und Fernsehen und noch mehr E-Mail wollen, müssen wir dafür sorgen, dass dahinter auch Grips steht.

Er fordert mehr Grips. Da hat er recht.

PS:
Ich hätte die Eingangsfrage nicht nur auf ScienceFiction (als von Frauen nicht gelesene Kategorie) fokussiert, ich lese auch keine

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