und das zu Recht!
Rosen für Oskar Pastior!
"Zu diesem Allen kommt, daß zu Papier gebrachte Gedanken überhaupt nichts weiter sind, als die Spur eines Fußgängers im Sande: man sieht wohl den Weg, welchen er genommen hat; aber um zu wissen, was er auf dem Wege gesehn, muß man seine eigenen Augen gebrauchen." – Arthur Schopenhauer
und das zu Recht!
Rosen für Oskar Pastior!
heißt eine Gedichtsammlung mit zeitgenössischer armenischer Poesie, übertragen ins Deutsche von Raffi Kantian.
Das Buch ist in Deutschland noch nicht erhältlich, ich habe es mitgebracht bekommen.
Ein Gedicht gibt es aber schon zu sehen: .. sondern das Schweigen zwischen den Wörtern von Hendrik Endojan auf meiner Seite www.zweiterblick.de
nicht nur auf kultur-banal.de, auch hier möchte ich auf den interessanten Aufsatz hinweisen:
C.W. Macke schreibt im Titel-Forum eine Begründung, keine Verteidigung der Lyrik und interessant ist natürlich auch der Exkurs zur russischen Poesie:
Bella Achmadulina hatte kein einziges Blatt Papier mit auf die Bühne gebracht. Sie rezitierte alle ihre Gedichte nur auswendig. Wort für Wort, Vers für Vers, Strophe für Strophe ohne eine einzige längere Pause.
Eine ähnlich atemberaubende Dichterlesung habe ich dann noch einmal mit ihrem Landsmann Josef Brodsky im Münchener Prinzregententheater erlebt. Auch er rezitierte jedes seiner Lang-Gedichte ohne ein einziges Blatt Papier als Stütze. Auch Ossip Mandelstamm, Anna Achmatova oder die Zwetajewa sollen, so berichten es Zeitzeugen, ihre Gedichte immer nur auswendig, nie vom Blatt ablesend vorgetragen haben. Warum eigentlich hat das Memorieren von Gedichten in der russischen Tradition einen so hohen Stellenwert? Bücher kann man verbieten oder verbrennen, Papiere kann man beschlagnahmen, aber gegen Gedanken und auswendig gelernte Gedichte ist jeder Nachrichtendienst machtlos. Das ist nicht das schlechteste Argument, literarische Texte und Gedichte im Besonderen zu memorieren
am 21. Februar 2006 in Moskau. An Krebs.
Seine Lyrik war mir ein Zuhause. Seine Sprache machte mich reicher.
Die Welt ist wieder ärmer, mein Russland wieder um einen Menschen leerer.
Feld im Frühling
Dort deckt das Wunder den Verstand.
Das Feld ist leer und der Verstand ist wieder einmal an die Grenze gekommen.
Das Buch hatte ich schon vorgestellt, und seitdem begleitet es mich auch stetig:
[link2post id=“126″]Wortnahme [/link2post]von Felix Philipp Ingold.
Nun findet sich in der NZZ eine Besprechung: Die Lautlosigkeit des Gedichts von Samuel Moser.
Ingolds Gedichte sind nicht Ausdruck des Regelzwangs, sondern der Befreiung. «Wo’s glückt», lässt er das Gedicht machen, was es will. Zum Beispiel die Lautlosigkeit im Gedicht «Schnee»: «SCHNEE / ist das was widerlegt / wo nie / kein Ereignis stört». Es ist die «laute» Figur der doppelten Verneinung, in der die Lautlosigkeit geschieht. Spiegelverkehrt, nämlich Schwarz auf Weiss, beginnt es tatsächlich zu schneien.
18. Februar 2006, Neue Zürcher Zeitung
Felix Philipp Ingold: Wortnahme. Jüngste und frühere Gedichte
Gebundene Ausgabe: 539 Seiten
Verlag: Engeler (Mai 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3905591979
ISBN-13: 978-3905591972
Am 28. Januar 2006 waren es 10 Jahre, daß Josef Brodsky gestorben ist.
Sein Vermächtnis für mich?
… aber ich bin überzeugt, daß ein Mensch, der Lyrik liest, sich schwerer unterkriegen läßt als einer, der das nicht tut.
von Felix Philipp Ingold ist ein neues Werk erschienen:
Wortnahme / Jüngste und frühere Gedichte
Es ermöglicht ein atemloses Lesen und ein Wiedererkennen und Neu-Wiederfinden. Gedichte, die mir bekannt scheinen, die mir vertraut sind, schillern auf andere Weise auf, in anderen Kontext eingebunden, erhalten sie eine persönliche Note oder verlieren sie, verändern sich.
Lyrik, Sprache, Leben.
Lesen Sie dazu einen Auszug aus der Ankündigung bei Urs Engeler Editor::
Mit «Wortnahme» liegt von Felix Philipp Ingold eine große Gedichtsammlung vor, die nicht nur die Sprachkunst dieses Autors in ihrer aktuellen Ausprägung dokumentiert, sondern auch Einsicht gewährt in deren thematische und formale Entfaltung über einen größeren Zeitraum hin.
Zur einen Hälfte bringt der Band neue Gedichte aus den vergangenen drei Jahren (also seit dem letzten, viel beachteten Lyrikbuch «Jeder Zeit andere Gedichte», 2002); zur anderen Hälfte versammelt er – in zur Chronologie umgekehrter Abfolge – dichterische Arbeiten unterschiedlichster Art, die bis in die frühen achtziger Jahre zurückreichen und deren Erstdrucke nun aus der Verstreuung neu «verbucht» werden. «Wortnahme» macht so frühere Texte von Ingold im Umfeld seiner jüngsten Versuche noch einmal – anders – lesbar…..
Und der Verlag: Urs Engeler Editor