Wiederlesen tut gut

Herr Korovjew
Herr Korovjew

ich habe mir nun zum zweiten Male Bulgakovs „Der Meister und Margarita“ vorgenommen.

Warum?

Es ist ein wichtiges Buch. Ich erinnere mich an das erste Lesen, an Ereignisse, Figuren, ich treffe in Moskau auf Spuren dieses Buches und seines Autors, ich erfahre wie wichtig dieses Buch in Rußland ist und dann stelle ich fest, daß ich mich zuwenig an die Lektüre erinnere.

Ich habe die DVD-Ausgabe der russischen Verfilmung / Fernsehserie aus dem Jahr 2006 geschenkt bekommen. War ein großer Erfolg in Rußland.

Und wie schon bei „Hundeherz“ stelle ich fest, daß „mein Russisch“ nicht gut genug ist, unvorbereitet diese Serie anzusehen.

Also lese ich das Buch zum zweiten Mal.

Mit Genuß.

Vielleicht bekomme ich jetzt auch endlich heraus, welche Rolle Korovjew spielt, das ist der Mann mit dem karierten Jacket, der hier neben dem Mordskater sitzt.

Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita: Roman
Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Sammlung Luchterhand (18. April 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3630620930
ISBN-13: 978-3630620930
Originaltitel: Master i Margarita

Wahlverwandtschaften?

Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften
Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften

ich weiß zwar nicht, was einen Verleger dazu bringt, den west-östlichen Divan und die Wahlverwandtschaften in einen Band zu pressen, wie es der Manesse-Verlag getan hat, aber so kam ich doch zu erstaunlichen Eindrücken heute abend.

Die Wahlverwandtschaften kannte ich einmal fast auswendig, hatte Ottiliens Leid und Charlottens Duldsamkeit und Verständnis hin- und herbetrachtet, das Ungeheuerliche in dieser Konstellation immer wieder durchgekaut und auch sehr viel geweint dabei, und nun habe ich es nach 30 Jahren wieder in den Händen (lesenderweise, aus dem Regal genommen und abgestaubt und eingepackt und ausgepackt habe ich den alten Band schon sehr oft)

Aber jetzt interessiert mich der Divan, habe ich Hafis doch schon früh gelesen und immer im Herzen, war ich doch schon an seinem Grab und habe Rosen niedergelegt in Shiras als junge Studentin, aber Herrn Goethens Diwan habe ich immer gestreift.

Nun also. In den Paralipomena das Konstatement:

WENN das Trockene brennt,
Verbrennt auch das Nasse.

 

Dem entgegnet wohl F.P.Ingold:

Nein.
Das Feuer trifft die Wahl.

 

Johann Wolfgang von Goethe: West-Östlicher Divan / Die Wahlverwandschaften
Gebundene Ausgabe: 1056 Seiten
Verlag: Manesse; Auflage: Sonderausgabe. (15. Juni 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3717590138
ISBN-13: 978-3717590132

8 m neue Bücherregal-Stell-Fläche

insgesamt und plötzlich kann ich wieder in Büchern schwelgen…
Das Umräumen und Neu-Zusammenstellen produziert so manche eigenartigen Gedankengänge:

wenn links Akhmatova steht, dann kann direkt daneben nicht die Swetajewa hinkommen, die ist doch viel zu hysterisch, nein das verträgt sich nicht, lieber zwei Andere dazwischen noch, also Jessenin und Blok, den Dorfdichter und den Naiven (so hat ihn glaube ich mich zu erinneren A.A. betitelt), und Blok näher zur A. und Jessenin zur S.

es hat mich auch sehr angerührt, wie sich ein Dichter in mein Leben gedrängt hat: von Ufer der Verlorenen besitze ich doch tatsächlich drei Exemplare, und Nativity Poems zwei mal…

ich wusste doch, dass es nicht gut ist, Bücher in zwei Reihen ins Regal zu stellen, da verschwinden manche einfach…

Aber jetzt ist die Zeit für Brodsky… und er hat einen Ehrenplatz, nahe Akhmatova und auch nahe Felix Philipp Ingold

Mukhtar Schachanow: Irrweg der Zivilisationen

Schachanow: Irrweg der ZivilisationMuchtar Schachanow gehört zu den Stimmen Zentralasiens, die sich zu für Demokratie und Aufklärung bekannt haben. Er sprach für die Völker Zentralasiens, die im Laufe der Destablisierung und des Zerfalls der Sowjetunion wieder politische Selbstständigkeit und Selbstbestimmung suchten und (teilweise) fanden. Unerschrocken setzt er sich für die Bewahrung der eigenen Kultur im Ansturm der westlichen Massenkultur ein, nun nachdem die sowjetische Kultur zerfallen ist.

Sein Poem Irrweg der Zivilisation, Ein Gesang aus Kasachstan erzählt uns in kasachischer, epischer Form von den Qualen des ungeschützten Geistes, der Sehnsucht nach Sacharow, der seelenlosen Freiheit…

Die klassischen Fragen

  • Wer sind wir?
  • Wo stehen wir?
  • Wohin gehen wir?

stellen sich neu, nachdem das sowjetische Reich untergegangen und die Massenkultur des Westens „wie eine Sintflut“ über den Osten hereingebrochen ist.

Aber sein Werk ist allgemeingültig. Auch wir, die wir in dieser Massenkultur schon lange leben, sind diesem Kulturzerfall ausgesetzt und sollten aufhorchen.

Muchtar Schachanow schreibt, daß es mir immer mehr wie Schuppen von den Augen f&oumlällt, er gibt mir aber auch eine Sicherheit, denn er formuliert das, was mich immer mehr verzweifeln läßt, in ungertübter Klarheit.

Ich lege dieses Buch allen ans Herz: wer es nicht für sich liest, sollte es wenigstens verschenken!

Die Ausgabe in russisch/englisch erschien 1999 in Almaty im Verlag Ölke

Muchtar Schachanow: Irrweg der Zivilisation. Ein Gesang aus Kasachstan

Irrweg der Zivilisation, Ein Gesang aus Kasachstan
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten
Verlag: Pendo Verlag (1999)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 385842353X

ISBN-13: 978-3858423535