8 m neue Bücherregal-Stell-Fläche

insgesamt und plötzlich kann ich wieder in Büchern schwelgen…
Das Umräumen und Neu-Zusammenstellen produziert so manche eigenartigen Gedankengänge:

wenn links Akhmatova steht, dann kann direkt daneben nicht die Swetajewa hinkommen, die ist doch viel zu hysterisch, nein das verträgt sich nicht, lieber zwei Andere dazwischen noch, also Jessenin und Blok, den Dorfdichter und den Naiven (so hat ihn glaube ich mich zu erinneren A.A. betitelt), und Blok näher zur A. und Jessenin zur S.

es hat mich auch sehr angerührt, wie sich ein Dichter in mein Leben gedrängt hat: von Ufer der Verlorenen besitze ich doch tatsächlich drei Exemplare, und Nativity Poems zwei mal…

ich wusste doch, dass es nicht gut ist, Bücher in zwei Reihen ins Regal zu stellen, da verschwinden manche einfach…

Aber jetzt ist die Zeit für Brodsky… und er hat einen Ehrenplatz, nahe Akhmatova und auch nahe Felix Philipp Ingold

Poetenfest in Erlangen – Der Übersetzerpreis für Felix Philipp Ingold

ich möchte gerne die Ankündigung des Übersetzerpreises hier aufnehmen, denn hier wird deutlich Wert gelegt auf F.P.I.s grosse Arbeit:


Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung

Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung – Preisverleihung
Preisträger: Felix Philipp Ingold in Lesung und Gespräch mit Franz Josef Czernin, Urs Engeler und Michael Braun Laudatio: Adrian La Salvia; Musik: Urs Leimgruber, Klaus Treuheit; Ausstellung: Rolf Winnewisser, Begrüßung: Oberbürgermeister und erster Vorsitzender des Stiftungsrats der Kulturstiftung Erlangen Dr. Siegfried Balleis

Anlässlich des 25. Erlanger Poetenfests vergibt die Kulturstiftung Erlangen erstmals den „Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung“. Deutschland besitzt über tausend Literaturpreise (mit anderen Worten: es werden täglich ca. drei Literaturpreise vergeben), aber auffallend wenige Übersetzerpreise. Dieses Missverhältnis hat vor allem etwas mit dem fehlenden Bewusstsein dafür zu tun, dass der internationale Erfolg eines Buches wesentlich auch von der Qualität seiner Übersetzung abhängt. In dieser Situation hat sich das Erlanger Poetenfest die Förderung von Poesie als Übersetzung zur Aufgabe gemacht. Im Rahmen des 24. Erlanger Poetenfests wurden erstmals Autoren als Übersetzer eingeladen. Die Erlanger Übersetzerwerkstatt soll auch in Zukunft die Stellung der Übersetzer im Literaturbetrieb stärken. Mit dem Übersetzerpreis der Kulturstiftung will Erlangen einen wichtigen Markstein in der deutschen Literaturlandschaft setzen und ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sehr gerade auch Übersetzungen die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bereichern. Der Preisträger wird von den Autoren im Rahmen der zweimal jährlich abwechselnd in Erlangen und Wolfenbüttel tagenden „Übersetzergespräche“ ermittelt. Dieses bislang einzigartige Konzept verbürgt die herausragende sprachschöpferische Qualität der ausgezeichneten Arbeiten, unabhängig von der Nationalität der übersetzten Autoren. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird in diesem Jahr an den Schweizer Felix Philipp Ingold verliehen.
„Fremdsprache. Gedichte aus dem Deutschen” heißt ein früher Gedichtband von Felix Philipp Ingold – Ausdruck einer skeptischen Besonnenheit, der die eigene Sprache fremd und fragwürdig geworden ist. Darin finden sich Texte, für die Oskar Pastior den Begriff der „Vokalise” geprägt hat, wie z. B. eine „umgereimte” Übersetzung von Goethes „Über allen Wipfeln ist Ruh”: „Üb er’s Fallen! Schlittern / Übst du – / …” Ingolds Gedichte sind reich an Anagrammen und Palindromen, die als Formen der Übersetzung gedeutet werden können. „Üb er’s: Übersetzen” sind denn auch folgerichtig Gedankensplitter zum Übersetzen überschrieben. Was übersetzen? „Was übersetzen, wen; ich übersetze ausschließlich Autoren, die als schwierig gelten, und zuerst übersetze ich deren schwierigste Texte. Ich übersetze, was mir zu denken, zu schreiben gibt.” Wie übersetzen? Zu denken gibt Ingold die Machart von Texten. Übersetzen ist für ihn eine Form der dialogischen Auseinandersetzung mit anderen Schreibpraktiken, zugleich auch eine Möglichkeit der Herstellung von literarischer Identität durch Verrücken und Andersmachen von Zeichen. Übersetzen heißt nicht notwendig auch Verstehen: „die gelungene Übersetzung nimmt auch Unverstandenes in die Zielsprache mit”. Das hat zur Folge, dass falsche Übersetzungen trotzdem die besseren sein können: „selbst elementare Fehlleistungen […] können gelegentlich zu poetischen Phantasielösungen führen” (Ingold). So ist am Ende alles Übersetzen ein zyklischer Prozess der Transformation von Gegenwart in Bedeutung, die zum Ausgangspunkt neuer Text-Welt-Produktion wird. Die These vom Ende des Autors bringt auch den Unterschied zwischen Textproduktion und Übersetzung zum Verschwinden. Der Übersetzer ist – wie der Autor – nicht Urheber, sondern Leser, Förderer und Vermittler von Schreibprozessen.
Felix Philipp Ingold erhält am Donnerstag, 25. August 2005, den ersten „Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung”. Die Jury würdigt damit sein Engagement und Gesamtwerk als Übersetzer, Kultur-Vermittler und wegweisender Theoretiker.

Zu Ehren des Preisträgers Felix Philipp Ingold wird der Saxophonist Urs Leimgruber, im Zusammenspiel mit Klaus Treuheit, den Abend musikalisch begleiten.
Urs Leimgruber, 1952 in der Schweiz geboren, lebt seit 1988 in Paris. In den siebziger Jahren war er Mitbegründer der Fusiongruppe OM. Er kann auf eine langjährige Erfahrung im Bereich zeitgenössische Improvisation, Komposition, Jazz und Neue Musik zurückblicken, tritt in Clubs und auf großen internationalen Festivals in unterschiedlichen Formationen auf, u. a. mit Joelle Leander, Marilyn Crispell, Steve Lacy, Louis Sclavis, Tim Berne. Durch neue Spieltechniken und seinen erweiterten Saxophonklang hat er Bedeutendes zur Entwicklung seines Instruments beigetragen. Urs Leimgruber zählt zu den herausragendsten Interpreten zeitgenössischer improvisierter Musik in Europa.

Anschließender Empfang gesponsert von Framatome ANP, ein Unternehmen von AREVA und Siemens.

Donnerstag, 25. August, 20 Uhr, Orangerie im Schlossgarten

Herzlichen Glückwunsch, Felix!



Felix Philipp Ingold
Felix Philipp Ingold


Felix Philipp Ingold erhält Erlanger Übersetzerpreis

Erlangen · Der Schweizer Übersetzer und Lyriker Felix Philipp Ingold erhält den mit 5 000 Euro dotierten „Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung“. Mit der von der Kulturstiftung Erlangen erstmals vergebenen Auszeichnung werde Ingolds Engagement und Gesamtwerk als Übersetzer, Kulturvermittler und wegweisender Theoretiker gewürdigt, teilte das Kulturamt Erlangen mit. Der 1942 in Basel geborene Ingold war Kulturkorrespondent großer Zeitungen und seit 1971 Professor für Kultur- und Sozialgeschichte Russlands an der Universität St. Gallen. Er veröffentlichte eigene Gedichtbände und übersetzte Werke unter anderem von Edmond Jabès, Marina Zwetajewa und Gennadij Ajgi. dpa

und gute Besserung!

Felix Philipp Ingold: Wortnahme

Felix Philipp Ingold
Felix Philipp Ingold

von Felix Philipp Ingold ist ein neues Werk erschienen:
Wortnahme / Jüngste und frühere Gedichte

Es ermöglicht ein atemloses Lesen und ein Wiedererkennen und Neu-Wiederfinden. Gedichte, die mir bekannt scheinen, die mir vertraut sind, schillern auf andere Weise auf, in anderen Kontext eingebunden, erhalten sie eine persönliche Note oder verlieren sie, verändern sich.

Lyrik, Sprache, Leben.
Lesen Sie dazu einen Auszug aus der Ankündigung bei Urs Engeler Editor::

Mit «Wortnahme» liegt von Felix Philipp Ingold eine große Gedichtsammlung vor, die nicht nur die Sprachkunst dieses Autors in ihrer aktuellen Ausprägung dokumentiert, sondern auch Einsicht gewährt in deren thematische und formale Entfaltung über einen größeren Zeitraum hin.
Zur einen Hälfte bringt der Band neue Gedichte aus den vergangenen drei Jahren (also seit dem letzten, viel beachteten Lyrikbuch «Jeder Zeit andere Gedichte», 2002); zur anderen Hälfte versammelt er – in zur Chronologie umgekehrter Abfolge – dichterische Arbeiten unterschiedlichster Art, die bis in die frühen achtziger Jahre zurückreichen und deren Erstdrucke nun aus der Verstreuung neu «verbucht» werden. «Wortnahme» macht so frühere Texte von Ingold im Umfeld seiner jüngsten Versuche noch einmal – anders – lesbar…..

Felix Philipp Ingold: Wortnahme. Jüngste und frühere Gedichte
Jüngste und frühere Gedichte
ISBN 3-905591-97-9
Gebunden, Leinen, 2 Lesebändchen, Schutzumschlag
und zehn Zeichnungen von Ronald Lippok
19,5 x 15 cm, ca. 528 Seiten
Euro 34.- / sFr. 57.
Mai 2005

Und der Verlag: Urs Engeler Editor

Solothurner Literaturtage mit Felix Philipp Ingold

aus der NZZ:

Derweil gelang Felix Philipp Ingold in einem Kommentar zu seinen Texten ein schönes Paradox: Er sehne sich nach einem Ausdruck jenseits der Sprache, gestand er – und kam uns dabei ein wenig wie Hofmannsthals Lord Chandos vor, der mit rhetorischer Brillanz darüber klagte, dass ihm die Worte im Mund wie modrige Pilze zerfielen.

schreibt Roman Buecheli

Hugo von Hofmannsthal

Ein Brief (auch: Brief des Lord Chandos an Francis Bacon)

Ich fühlte in diesem Augenblick mit einer Bestimmtheit, die nicht ganz ohne ein schmerzliches Beigefühl war, daß ich auch im kommenden und im folgenden und in allen Jahren dieses meines Lebens kein englisches und kein lateinisches Buch schreiben werde: und dies aus dem einen Grund, dessen mir peinliche Seltsamkeit mit ungeblendetem Blick dem vor Ihnen harmonisch ausgebreiteten Reiche der geistigen und leiblichen Erscheinungen an seiner Stelle einzuordnen ich Ihrer unendlichen geistigen Überlegenheit überlasse: nämlich weil die Sprache, in welcher nicht nur zu schreiben, sondern auch zu denken mir vielleicht gegeben wäre, weder die lateinische noch die englische, noch die italienische oder spanische ist, sondern eine Sprache, in welcher die stummen Dinge zuweilen zu mir sprechen, und in welcher ich vielleicht einst im Grabe vor einem unbekannten Richter mich verantworten werde.
….

A.D. 1603, diesen 22ten August.

Phi. Chandos.

[1902]

viel gelesen, aber hier nicht viel geschrieben

in meiner knappen Zeit habe ich mehr mit Fotographie beschäftigt, ein Buch von Juri Andruchowytsch nicht zu Ende gelesen, der 12. Kreis hat mich nicht gefesselt.

Aber schauen Sie sich bitte dies an: [link2post id=“1215″]Elementpoesie[/link2post]


Gherasim Luca
Gherasim Luca


Dieser großartige Dichter Ghérasim Luca wird jetzt endlich wahrgenommen.

Viel zu spät, aber nicht zu spät

und noch eine Arbeit,inspiriert von Gherasim Luca:

Droit de Regard sur les Idées


Parvenir
Parvenir


Körperecho
Körperecho


Gherasim Luca:Das Körperecho / Lapsus linguae. Gedichte – Franzsösisch und Deutsch
Gebundene Ausgabe: 552 Seiten
Verlag: Engeler; Auflage: 1 (August 2004)
Sprache: Französisch, Deutsch
ISBN-10: 3905591782
ISBN-13: 978-3905591781

Perlentaucher: Rezensionen
und eine Besprechung in der
Allgemeinen Zeitung vom 01.03.2005

Schon die Buchgestaltung ist eine Sensation, jubelt Felix Philipp Ingold, eine Art „Kippobjekt“, das man drehen und wenden kann und das zwei gegenläufige Textkörper mit jeweils eigener Titelei zum Verschmelzen bringt: „hocherotisch“, schwärmt er weiter. Auf siebenhundert Seiten sind hier die französische und die deutsche Ausgabe der Gedichte von Gherasim Luca vereint, eines in Paris beheimateten rumänischen Künstlers und Dichters, der den späten Surrealisten nahe stand, wie Ingold zusammenfasst. Luca starb 1994 und ist erst in den letzten Jahren zu ein bisschen Ruhm gekommen. Der Rezensent charakterisiert Luca als „Wortarbeiter“, der überwiegend von der Klang- und Schriftgestalt des Wortes ausging und dessen kommunikativen Fähigkeiten eher misstraute. Seine bevorzugten Verfahrensweisen waren darum Gleichklänge, Permutationen, Variationen, Anagramme, die Bildung von Koffer-Wörtern, in denen die Entfaltung der darin enthaltenen Begriffe lautlich vorangetrieben werden konnte, schreibt Ingold kundig. Für Übersetzer sei so ein Schreibverfahren, in dem mehrheitlich die Klanggestalt den Sieg über den Bedeutungsgehalt davon trage, höchst anspruchsvoll. Der Verlag hat darum gleich drei ausgesprochen fähige Übersetzer daran gesetzt, die auch schon mal drei sehr unterschiedliche Varianten einer Übersetzung ablieferten: alle drei seien „gleichermaßen richtig“, stellt Ingold etwas nüchtern fest.