Sainkho Namtchylak, Sängerin ausTuva

Im Westen kann man Tuvinischen Oberton-Gesang wesentlich einfacher hören als in St. Petersburg! - stellt Sergey Chernov in der St. Petersburg Press fest. Aber so war es nicht immer. Es war ein langer Weg in den Westen für Sainkho.

Sainkho Namtchylak Sainkho Namtchylak wurde in einer kleinen Goldgräber-Stadt in der ehemaligen Tuvinischen Sowjetischen Republik in Süd-Sibirien in der Nähe der Mongolei geboren. Ihre Großeltern waren Nomaden und ihre Elten ware beide Lehrer. Sie studierte Musik an der Musik-Hochschule in Kyzyl, aber vom Philharmonischen Komitee wurde sie nicht als Berufsmusikerin zugelassen. Deshalb ging sie nach Moskau und beendete dort ihr Musik-Studium. Sie studierte Gesabg am Gnesin Institut.

Zur gleichen Zeit studierte sie auch verschiedene Gesangstechniken der lamaistischen und schamanistischen Tradition Sibiriens und den tuvinischen und mongolischen Oberton-Gesang. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Sängerin des Ensembles Sayani, dem tuvinischen staatlichen Folklore-Ensemble, mit dem sie auch auf Tourneen nach Europa, Australien, Neuseeland, USA und Kanada ging.

Seit 1988 begann Sainkho, mit improvisierenden Musikern in der Soviet-Union zusammenzuarbeiten und sie versuchte, traditionelle ethnische elemente mit den Klängen der Avantgarde zu verschmelzen. Ihre ersten Auftritte im Westen hatte sie auf dem Jazzfestival Münster 1990 und in Ulrichsberg.

Sie war Mitglied des Ensembles Tri-O mit Sergej Letov (sax), Arkadij Kiritschenko (tuba) und Alexander Alexandrov (fagot). Tri-O ist eher als 3 Löcher denn als Trio zu übersetzen. Diese 3 Musiker aus Moskau wurden bekannt für ihren eigenständigen Jazz, denn sie imitierten nicht, sondern erfanden ihre eigene Musik.

Als Sainkho zu diesem Ensemble stieß, fanden sie gerade Aufmerksamkeit in den westlichen Medien. Zuallererst einmal, weil sie so exotisch waren. Ich erinnere mich an einen Artikel im SPIEGEL über die Eröffnung des Goethe-Institutes in Moskau, und weil die Journalisten ja wohl nicht mehr genauer hinschauen, druckten Sie ein Photo von Sainkho ab und nannten sie Tri-O. Sie hat einen exotischen Namen, den sich niemand merken kann, da kann man doch den Ensemble-Namen nutzen? Merkt ja keiner...

Sainkho Namtchylak Aber wir haben es bemerkt. Plötzlich hörten wir sehr eigenartige Melodien, zweistimmige Lieder, Obertöne .. gemischt mit Jazz, mit Jazz verschmolezen, ein neuer Klang im Jazz. Mongolischer Oberton-Gesang war zwar im Westen schon bekannt, aber nun verließ er die esoterische Ecke und das WeltMusik-Reservat. Diese Musik wurde nicht von einem Folklore-Ensemble dargeboten und nicht von erleuchteten Westlern imitiert, diese Musik wurde ein Teil unseres Lebens und wir, das Publikum, gewöhnten uns daran. Was bedeutet, daß wir nach dem ersten Erstaunen mehr verlangten. Diese Musik stand für Stärke, Vitalität, Sensitivät, Gefühl ... es wurde Teil unserer Musik und nicht Teil einer Zirkusvorstellung.

Sainkho lebte dann im Westen, sie arbeitete mit zahlreichen Künstlern und unternahm Tourneen durch viele Länder, sie trat auf Festivals auf. Es war nicht immer sehr einfach für sie, denn wir im Westen denken und leben auch in Kategorien, und sie paßte eben in so viele Kategorien: sie ist eine Frau, sie ist die Stimme einer sehr exotischen Kultur, sie tritt mit Jazzmusikern auf ... und hier im Westen kann man nicht einfach auf zwei Hochzeiten tanzen.

CD Cover: Out of Tuva Sainkho wurde vorgestellt auf einer CD mit dem Namen 'Women's World Music', und ihre CD 'Out of Tuva' bringt Ethno-Pop, aufgenommen zwischen 1989 und 1993 in Kyzyl, Moskau, Wuppertal, Paris und Brüssel. Sie ist eine improvisierende Sängerin und tritt auf mit Peter Kowald, Butch Morris, Werner Lüdi und spielte als Schauspielerin in der Performance Tunguska-Guska' mit.
Sie produzierte ihre sehr privaten Briefe an ihren Vater, 'Letters' und sie arbeitete am STEIM-Institut in Amsterdam. Sie lebte in Wien, Berlin und Moskau. Sie wandert zwischen den Welten, aber für sie gibt es keine Grenzen.

Es geht um den Moment und um die Musik, Kategorien braucht es nicht.. Das ist eine ihrer Aussagen. Sie kennt ihre Wurzeln in der starken tuvinischen Tradition und sie braucht die Improvisation um sich selbst auszudrücken.

Laut Sergej Chernow sagt sie, daß ihre Musik keine traditionellen Tuvinischen Oberton-Gesänge enthält: "Wenn du sygyt (tuvinischen Oberton-Stil) heraushören möchtest, wirst du es nicht hören ... Wenn ein Mann singt, dann komprimiert er seine Lungen, was sehr große Kraft erfordert, und ich stellte fest, daß eine Frau, wenn sie auf diese männliche Weise singen möchte, ihre Stimme verliert. So entschloß ich mich, das nicht zu tun, aber einen Klang zu schaffen, der wie Tuvinischen Oberton klingt, und trotzdem meine Stimme nicht zerstört," sagte sie letztes Jahr nach einem ihrer Konzerte.

Auch wenn sie eine der besten Botschafterinnen für ihr Land ist, so wird sie in Tuva doch nicht von allen akzeptiert. Einer der Gründe dafür ist, daß Oberton-Singen eine männliche Technik ist und Frauen nicht zukommt. Ein anderer Grund ist, daß sie Tuva verließ und im Westen lebte. Diese Vorurteile konnte ich recht deutlich wahrnehmen, als ich sie 1993 in Kyzl besuchte.

Sie widmete ihre SEVEN SONGS FOR TUVA ihrem Volk.


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