Boris Pasternak in Peredelkino Der Friedhof in Peredelkino

Der Fernseher - Verkünder schlechter Nachrichten »Ich denke, daß es ungeachtet der Gewohnheit alles dessen, was uns weiterhin vor Augen steht und was wir weiter zu hören und zu lesen bekommen, das alles schon nicht mehr gibt, es ist vergangen, abgelaufen, eine riesige Periode, die ungeheure Kräfte gekostet hat, ist zu Ende und vorüber. Ein unermeßlich großer, einstweilen leerer, nicht besetzter Platz ist frei geworden für etwas Neues und Niedagewesenes, für etwas, das einmal von eines Menschen genialer Ungebundenheit und Frische enträtselt werden wird, für etwas, was das Leben neuer Daten und Tage eingeben und vorsprechen wird.

Die Qual der Künstler wird jetzt nicht mehr sein, ob sie anerkannt sind oder anerkannt sein werden von einer steckengebliebenen, verspäteten politischen Gegenwart oder Macht, sondern die Unfähigkeit, sich völlig loszureißen von den geläufigen Begriffen, die aufdringlichen Fertigkeiten zu vergessen, die Kontinuität zu durchbrechen...

Man muß begreifen, daß alles schon Vergangenheit ist, daß das Ende des Gesehenen und Erlebten schon eingetreten ist und nicht erst noch bevorsteht. Man muß sich frei machen von dem Gedanken, daß alles weiterhin erst angekündigt wird, bevor es in sein Dasein tritt, und die Möglichkeit einer Zeit ins Auge fassen, da alles wieder ohne vorherige Ankündigung in Bewegung ist und sich verändert.«

Aus einem Brief an Nina Tabidse, 1958

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