Andrei Makine: Die Liebe am Fluß Amur

Die Liebe am Fluß Amur
Die Liebe am Fluß Amur

Der Amur fließt im Fernen Osten, an der Grenze zu China, in dem Land, das die Kosaken dem russischen Reich hinzufügten, und Jean-Paul Belmondo ist ein französisches Film-Idol. Wie kommen der Amur und JPB zusammen?

In Rußland ist alles möglich: in den 70er Jahren wurden die Komödien und Kriminalfilme Belmondos überall im Lande gezeigt und der Haudegen wurde das Idol der heranwachsenden männlichen Jugend. In Moskau, Perm und eben auch am Amur. Aber am Amur ist das Leben immer anders als anderswo und der Gang ins Kino ist 30 km lang, 30 km, die auf Skiern zurückgelegt werden, wenn es sein muß. Diese Mühen lohnen sich, denn JPB brennt sich in die Welt der Jungen ein, immer wieder sehen sie den Film und, als der Film abgesetzt wird, fühlen sie sich von ihrem Helden im Stich gelassen. Er hat ihnen die Welt geöffnet und so machen sie sich dann auf den Weg, in die Großstadt, wo das Meer nach Freiheit riecht, trotzdem kehren zurück in ihr Dorf. Aber alles ist nun anders… und die Kindheit ist endgültig vorbei.

Yuri Sobolev hat mir bestätigt, daß es in den 70er Jahren einen wahren Belmondo-Boom in Rußland gegeben habe. Vielleicht wurde JPB im ewigen, absurden Kampf mit dem Verbrechen als Kämpfer gegen den Kapitalismus gesehen? Fest steht, daß die technischen Spielereien, die unwahrscheinlichen Plots und das Macho-Getue des Helden vielen jungen Männern die Sehnsucht nach der westlichen Freiheit eingepflanzt hat und ihnen ein verzerrtes Bild des Westens geliefert hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Hier, in diesem Buch, kommt es auf die poetische Schilderung der Jugend dieser Jungen an, ihrer Idole, ihrer ersten Lieben und ihrer Hoffnungen.

Andrei Makine: Die Liebe am Fluß Amur
Gebundene Ausgabe – 287 Seiten (1998)
Hoffmann und Campe, Hamburg
ISBN: 3455051375