was bedeuten mir Bücher?

warum habe ich so gern Bücher um mich herum?
warum fühle ich mich in ihrer Gegenwart so wohl?
warum empfinde ich das Fehlen von Büchern um mich herum als Mangel?
Warum fällt es mir schwer zu akzeptieren, daß es Bücher in anderen Sprachen gibt, die ich nicht verstehe?

Ein Grund ist sicherlich die Verheißung, die von ihnen ausgeht. Verheißung auf Erweiterung meiner Vorstellungswelt, Lernmöglichkeit, Trost, Intensivität, Bekanntschaft, Vertrautheit

Ein Grund ist auch die Anwesenheit der Autoren in meinem Raum.
Wenn ich alle mir erreichbaren Bände von Henry Miller im Regel habe, oder von Simone de Beauvoir, Lawrence Durrell, Vladimir Nabokov oder von Boris Pasternak oder oder oder, dann sind diese Menschen auch in meinem Raum. In meiner Lebenswelt.
Ich habe ein Verhältnis mit ihnen und sie eines mit mir.
Sie schrieben für mich und in dem was sie schreiben, teilen sei mir ihr Leben mit.
Ich nehme daran teil und lebe mit ihnen.
Ich brauche sie um mich herum.

Und wenn ich in eine Bücherei komme, die viele Bücher aus vielen Jahrhunderten versammelt, Bücher von denen ich weiß, die mir in meinem Studium begegneten, die nun aber plötzlich auch leibhaftig anwesend sind, denn Bücher haben auch einen Leib, dann ist das für mich eine große Freude. Ich bin glücklich.
So erging es mir z.B. im Matanaderan in Erivan, dem Hort der armenischen, der euriopäischen, der Weltkultur.

Und so bin ich ein Verfechter der Bücherregale. Ich mochte mich nie trennen von Büchern. Ich vermisse heute Bücher, die doch irgendwann einmal in meiner Jugend von der Familie „entsorgt“ wurden, in den Altpapier-Stapel wanderten, bei einem Umzug weggeben wurden. Ich befrage Verwandte, wo meine Jugendbücher gelandet sein könnten.

Und selbst werfe ich keine Bücher weg. Ich kann mich nur an 2 Bücher erinnern, die ich wissentlich und ganz entschieden weggeworfen habe: ein Esoterik-Buch einer angeblichen Ärztin aus Novosibirsk über sibirische Schamanen und ein Buch von Cioran, das mir in seiner selbstgefälligen Jammerei den Nerv raubte. Es landete in einem Papierkorb in Puschkin, St. Petersburg.

Ansonsten kaufe ich keine Bücher, die mich enttäuschen können. Wenn doch, dann habe ich mich eben geirrt. Dann lasse ich es aber nicht dabei, sondern werde mir klar darüber, daß ich genauer auswählen muss. Nicht einfach kaufen, weil der Autor vielversprechend ist. Es gibt auch von W.G. Sebald keine Gewähr, der neu erschienene (nach seinem Tode erschienene) Band ist ein gutes Beispiel dafür.