Zwischenlektüren

Ich wollte mal die Zwischenlektüren notieren, die sonst untergehen..

Karl Kraus
Karl Kraus

Karl Kraus, Aphorismen: Sprüche und Widersprüche. Pro domo et mundo. Nachts: ABT I / BD 8
Taschenbuch: 532 Seiten
Verlag: Suhrkamp; Auflage: Neuauflage. (28. Dezember 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 351837818X
ISBN-13: 978-3518378182

Michail Ryklin
Michail Ryklin

Michail Ryklin: Räume des Jubels: Totalitarismus und Differenz
Taschenbuch: 235 Seiten
Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (20. August 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518123165
ISBN-13: 978-3518123164

Karl Kraus zum zweiten

bin ich doch ins Besinnen gekommen, was mir Karl Kraus sagt, wann ich ihn gelesen habe, ob ich ihn gelesen habe…

ich erinnere mich an die Zeit des Cafés Morgenröte in Wiesbaden. Das war für 4 Jahre mein Unternehmen und meine Arbeitsstelle und mein Bankrott nach der Lehrer-Ausbildung. Ich wünschte mir immer einen Literaten in meinem Café und dann kam mein Literat. Er wurde Stammgast. Er kam jeden Tag, verbrachte Stunden mit Lektüre, schrieb und schrieb. Lange Texte. Und immer hatte er die Fackel dabei und zitierte ab und an auch daraus.
Mir war mein Studium noch zu nahe, mit viel Nestroy, Doderer, Musil und anderen literarischen Österreichern, und so bemerkte ich zwar die geschliffene und treffende Ironie bei Kraus, hatte aber nicht die Muße, Zeit und Lust, dieses Werk anzulesen. (Hat es schon mal jemand aus-gelesen?

Dann schloß ich das Café, da bankrott, und suchte eine neue Existenz.
Verließ Wiesbaden.
Später erfuhr ich dann, daß mein Literat nicht mehr lebte. Er war freiwillig aus dem Leben geschieden.

Wenn ich jetzt Die Fackel lesen werde, wird Frank immer am anderen Tisch sitzen und einen Tee trinken.

mal kurz gefackelt

alle Welt tönt ob der Online-Premiere der „Fackel“ von Karl Kraus, nachdem das Copyright auf dieses Jahrhundertwerk des 20. Jahrhunderts erloschen ist. Also schau ich mir die Webseite auch an. Und gerate in ein richtiges Schlamassel.

1. hat die Webseite eine nicht zu merkende URL: https://corpus1.aac.ac.at/fackel/
2. nennt sich die Online-Ausgabe Fackelgate, das gibt zu denken
3. Ab der notwendigen Registratur ist alles in englischer Sprache, man erhält ein kryptisches Passwort zugesandt, die betreffende Mail natürlich auch wieder in englischer Sprache, dieses Passwort kann man nicht mehr ändern
4. ja, und wenn man dann auf die Seite darf, auch wieder alles in englischer Sprache und wohl nur InternetExplorer-getestet, mit OPERA geht schon rein gar nichts, mit Firefox etwas mehr, und alles wackelt und zappelt auf dem Schirm
5. Die Metapher der 922 Ausgaben-Heftchen war wohl die Vorlage für diese Seite…
6. nun gut, es gibt eine Suchfunktion, das ist schon ein Vorteil

aber ich hatte so die Nase voll, dass ich erstmal zu ZVAB bin und mir eine Komplett-Ausgabe der Fackel bestellt habe.

Warum zum Teufel muss eine österreichische Universität den ganzen Kram in englischer Sprache von sich geben?
Was hat das mit Karl Kraus zu tun?
Wer zahlt die Universität, wem dient die Wissenschaft? Und dann in einer Fremdsprache? Noch ist Englisch eine Fremdsprache für Österreich!

Wieder diese affige Anbiederei, aber an was? An die Gehirnwäsche, die sich in die Köpfe schleicht, die aus unerfindlichem Grunde alles meint in englisch von sich geben zu müssen? Deutsch war mal eine Weltsprache! Jetzt sind nur noch Kleingeister zu gange mit krankem Hirn und Selbstverständnis.

Und das alles mit Karl Kraus, dem Feind der Sprachverluderung.

PS: natürlich gibt es schon einige Werke online ohne Registratur etc.