"Zu diesem Allen kommt, daß zu Papier gebrachte Gedanken überhaupt nichts weiter sind, als die Spur eines Fußgängers im Sande: man sieht wohl den Weg, welchen er genommen hat; aber um zu wissen, was er auf dem Wege gesehn, muß man seine eigenen Augen gebrauchen." – Arthur Schopenhauer
Die Erzählung „Steppe“ atmet eine ganz andere Luft: eine Reise wird geschildert: es wird gereist, gerastet, es werden Geschichten erzählt, ein Junge wird in die Stadt gebracht, um ins Gymnasium zu gehen..
Mit ganz langem Atem werden die Menschen geschildert, jeder hat sein Schicksal, bekommt Aufmerksamkeit, wird wichtig genommen, ein großer Humanist zeigt sich hier.
Ich entdecke gerade die Kurzgeschichten, kurzen Erzählungen, kurzen Romane von Anton Cechov. Meisterhaft übersetzt von Peter Urban.
Auch wenn im Regal schon eine Cechov-Ausgabe steht, die Urban-Übersetzungen möchte ich alle haben.
Die Liebesunfähigkeit der Menschen in diesen Erzählungen geht mir tagelang nach, immer wieder erschrecke ich über die Herzlosigkeit des Erzählers, der seine Freude daran findet zu sehen, wie Nadja ihre Todesangst immer wieder überwindet, nur um nocheinmal die Worte „Ich liebe Sie“ zu hören, der diese Frau aber alleinläßt und sich Jahre später reinzuwaschen versucht mit der Erkenntnis, er könne sich sein Verhalten nicht erklären…
Die Empfindungslosigkeit des jungen Statistikers, der nicht in der Lage ist, auf eine Liebeserklärung zu reagieren, eine Liebeserklärung, die sich die junge Verocka gegen jede Konvention abgerungen hat…
So arg altmodisch ist diese Literatur nicht, die emotionale Verstockheit ist heute noch ein prägender Charakterzug der Männer in unserer Kultur.