so viele Tode
warten auf dich, warum muß jede Stadt zum Jerusalem werden und jeder Mensch zum Juden und jetzt nur in Eile packen, ständig, täglich und atemlos fahren nach Lemberg, es ist ja vorhanden, ruhig und rein wie ein Pfirsich. Lemberg ist überall. |
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Und überall, wenn man nur richtig hinsieht |
Adam Zagajweski
Nach Lemberg fahren |
Dmitri Prigow
Der Millizinär |
ich glaube, ich habe die Literaturzeitung Volltext noch nicht vorgestellt.
Aber ich kann sie nur aus vollstem Herzen empfehlen.

Dmitrij Prigow
So findet sich ein langes Interview mit [link2post id=“77″]Dima Prigow[/link2post], das wenige Wochen vor seinem überraschenden , unerwarteten Tod geführt wurde, ebenso wie ausführliche Essays.
So schreibt Ernst-Wilhelm Händler „Der Zwang zum Bewusstsein. Zur deutschsprachigen Prosa der Gegenwart„
Daraus ein kleiner Ausschnitt, ansonsten: kaufen Sie Volltext, abonnieren Sie Volltext!
Die gute Nachricht der Simulation von Literatur ist: Der Autor spricht im Roman nicht ständig von sich selbst. Das wäre kontraproduktiv, die Leserin würde kaum bereit sein, sich in den Autor hineinzuversetzen. Die schlechte Nachricht: Die Autoren sprechen außerhalb ihrer Bücher von nichts anderen als von sich selbst. Dabei korreliert das Unsäglichkeitsmaß der Selbstinszenierungen hochsignifikant mit dem Alter der Regieführenden.
Ich habe wieder einen Freund verloren.
Ich kannte ihn aus Erzählungen. Ich hatte seine Bücher gelesen.
Aber persönlich trat er in mein Leben im Frühjahr 1992.
Bei einem FreeJazz-Konzert im „Bunker“ in Moskau trat ein Mann in deutscher Bundeswehrjacke vor die Musiker und begann zu rezitieren.
Ich war fasziniert. Ich erfuhr seinen Namen: Dmitri Alexandrowitsch Prigov.
Viele Male haben wir uns seitdem getroffen, in Deutschland, Frankreich, Rußland.
Zuletzt auf der 2. Moskauer Biennale für Zeitgenössische Kunst.
Er war immer da.
Jetzt fehlt er uns.

Georgisches Album
war nur mehr mit Bildhafterem beschäftigt als mit Lesen. Wenn ich es denn so sehen möchte.
Ich habe auf der Reise jedenfalls eher Zugfahrpläne oder das russische Wörterbuch gelesen. Aber auch einige Bücher erstanden:
in Pisa die italienische Übersetzung von Jessenin-Gedichten und von Jerorfejews „Reise nach Petuschki“. Wird meine Fotoarbeit bald auch in italienisch prangen…
Und in Russland das neue Buch von D. Prigrow, „tri grammatika“.
Mit seinem Buch „Lebt in Moskau“ habe ich mich lange gequält, es kam mir langweilig, wiederholte sich, ich habe es beiseite gelegt.
Neu erstanden habe ich auch eine Zusammenstellung von Zeitzeugnissen und Gedichten von Anna Akhmatova: „At Tsarskocelskye Lip“ …
tja, jetzt lese ich Andrej Bitovs Georgienbuch und bin begeistert.
ist zu Gast bei uns. Wir kennen uns schon lange Jahre und ich habe eigentlich alle erreichbaren Bücher im Regal, wenn auch die meisten in der russischen Version und da muss mein Besitzerstolz reichen, lesen kann ich es vielleicht in ein paar Jahren. Mein Russisch ist zu schlecht.
Dima schreibt Prosa, Lyrik, ist Sound-Poet. Seine Lesungen gehören zu den aufregendsten und er ist grandios im Improvisieren mit Musikern.
Seine historische Rolle als Konzeptkünstler in Moskau und seine aktuelle Arbeit als Registrator der Gegenwart.
Am Mittwoch liest er im Literaturhaus Hamburg, im Rahmen eines Konzertes der neuen Reihe „Jazz und Literatur“ des Jazzbüro Hamburg und des Literaturhauses Hamburg
Nun war ich ja sehr oft in Russland und auch wenn dieses riesige Land sich bis in den Fernen Osten erstreckt, besitzt es doch einen sogenannten europäischen Teil. Die Grenze zwischen Europa und Asien verläuft entlang des Ural. Dies ist eine willkürliche Grenzziehung, entstanden aus historischen Gegebenheiten, und doch macht sie uns augenfällig, daß dort Osteuropa zu Ende geht.
Während meiner Reise in die Ukraine im vergangenen Winter erlebte ich in Lviv / Lemberg den Kontrast zwischen der zentraleuropäischen Vergangenheit, geprägt durch die österreichisch-ungarische Herrschaft, und der Gegenwart, die immer noch durch die Katastrophen des 2. Weltkrieges mit allen Folgen des Holocaust, der Bevölkerungsverschiebungen und Vertreibungen und die Katastrophe der Sowjet-Zeit geprägt ist.
Immer wieder jedoch scheint heute die Idee Zentraleuropas durch, der Dialog mit Polen, die Annäherung und die Furcht vor der Ausgrenzung aus Europa durch die Europäische Union. In Lviv erscheint eine hochinteressante Zeitschrift, Ï, die in ukrainischer, deutscher und deutscher Sprache herausgegeben wird. Die interessanten Themen dort machten wir deutlich, daß sich Europa in der Zeit seit 1989 grundlegender gewandelt hat, als wir es wahrnehmen (wollen).

Czarne Verlag

Czarne Verlag
Ich sehe einen Prozess der Integration in einer dis-integrierten Zeit und das beschäftigt mich. Dieses Thema wird mich nicht loslassen, es drängt sich mir auf und läßt sich nicht beiseite drängen. Ich hoffe, ich finde die Zeit, mich ihm intensiver zu widmen.
Ein Beispiel für meine persönliche Herangehensweise:
[link2post id=“898″]Moskau – Lemberg: eine poetische Topographie[/link2post]
Es reizte mich, Zitate aus zwei Gedichten von Dmitri Prigow und Adam Zagajewski einander gegenüberzustellen: