Ja, ich lebe auch auf….

Das kommt davon, wenn man sich auf die automatischen Auszugs-Verkürzung von WordPress verläßt… der Sinn verwandelt sich gänzlich…

Im Jahre 2005 eroberte ein ungewöhnlicher Roman die New-York-Times-Bestsellerliste und blieb dort für 261 Wochen. Auch in Deutschland schaffte es »Schloss aus Glas« bis auf Platz 11 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die Klatsch-Kolumnistin Jeanette Walls enthüllte in diesem autobiografischen Werk, dass sie in schlimmen und ärmsten Verhältnissen aufwuchs. Ihr Vater war Alkoholiker, und ihre Eltern lebten auf

Oder ist das auch wieder nur eine ganz normale zeitgenössische Patchwork-Familie? Eine Rezension des Literaturcafés, eigentlich sehr empfehlenswert ;=)

Usedomer Literaturtage – 1. (und für mich) letzter Tag.

Gestern wurden die Usedomer Literaturtage 2013 eröffnet.  Sie stehen unter dem Titel  „Geschichte und Geschichten. Literarische Spurensuche in der Mitte Europas„.

Ich habe mich auf die Veranstaltungen gefreut. Die Veranstaltungen des ersten Tages waren für mich interessant: Eine Lesung mit Arno Surminski (und Tatjana Dönhoff) und eine Nachtlesung mit Tomasz Różycki.

Ich war voll des naiven Glaubens, bei diesen Veranstaltungen ginge es um Literatur, um die Inhalte, die Texte.
Das war ein grober Irrtum.

Die erste Veranstaltung war eine Produktmarketing-Veranstaltung der Frau Dönhoff und des Selbstdarstellers / Moderators Andreas Kossert. Wir durften Ausschnitte aus dem ARD-Dreiteiler „Die Flucht“ sehen, dessen Drehbuch Frau Dönhoff geschrieben hat und wir durften Herrn Kossert versuchen zu folgen, wenn er die ganze Thematik immer wieder auf einen aktuellen Fernseh-Dreiteiler („Unsere Väter, unsere Mütter“ oder so) lenken wollte. Wobei es dann hoppunddopp durch alle Generationen ging, daß einem schwindelig wurde. Herr Surminiski durfte auch ein paar Ausschnitte lesen, dafür wurde ihm gedankt und dann ging es wieder zu Dönhoff / Kossert. Eine eitle und selbstgefällige Veranstaltung, in einem eitlen edlen Sponsoren-Hotel-Ambiente. Hat aber nichts mit dem Thema „Literarische Spurensuche in der Mitte Europas“ zu tun.

Wie kann man Arno Surminskis erschütterndes, eindrucksvolles  Buch „Winter 45“ als wunderbar abtun, Herr Kossert? Es hat die schrecklichsten Ereignisse des letzten Jahrhunderts zum Thema. Dieses Buch blieb auf der Strecke, wurde zu smalltalk degradiert. Aber dafür wissen wir jetzt, daß Sie mit Frau Dönhoff am masurischen Kamin zu sitzen pflegen. Und das ist ja auch was.

Sehr ärgerlich.

Auf die zweite Veranstaltung des Abends wurde auch in den Anmoderationen der ersten Veranstaltung hingewiesen, nach dem Motto: Etwas ganz einmaliges, etwas ganz besonderes, sogar grenzübeschreitend, da müssen Sie unbedingt hin.

Wir sind da hin. Denn ich wollte unbedingt die Lesung aus dem Vers-Epos „Zwölf Stationen“ des polnischen Lyrikers Tomasz Różycki im Centrala in Świnoujście erleben. Zwölf Stationen erschien 2009 und es hat mich damals begeistert, wie man ja in dem verlinkten Artikel hier in meinem Lesebuch lesen kann. Ein galizisches Werk, mit den literarischen Vätern Bruno Schulz und Venedict Jerofejew  (meine Einschätzung). Ich erwartete und freute mich auf eine zweisprachige Lesung mitsamt Free Jazz.

Aber das war es dann auch nicht. Es war keine Nacht-Lesung. Ganz kurz las der Autor kurze Stellen, ganz kurz bekamen wir Ausschnitte aus der deutschen Übersetzung vorgetragen (ein Dank dem Herren rechts auf dem Bild dafür). Ansonsten ging die Veranstaltung unter im eitlen Geschwätz des Herrn Thomas Schulz, der nicht moderierte, sondern die Rezeptionsgeschichte des Werkes und andere interessante Themen, die man gerne anstatt der Lesung selbst hören möchte, durchkaute. Herr Różycki war schüchtern, die Übersetzerin tat ihr Bestes, der Herr Schulz drückte der Veranstaltung den Event-Stempel / den Talkshow-Stempel auf  und das war es dann.

Ich möchte wetten, daß außer mir nur ganz Wenige im Publikum das Buch kannten, es gelesen haben. Die Chance, es kennenzulernen, hatten sie an dem Abend nicht.

Lesung "Zwölf Stationen"
Lesung „Zwölf Stationen“

Selten war ich nach literarischen Veranstaltungen so frustriert wie gestern abend. Wichtigtuer, Selbstdarsteller, Events, Produkt-Marketing, da geht die Literatur unter. Und deswegen bin ich so sauer. Sollen die ihren Scheiß mit Trivial-Autoren veranstalten, dann finden sie bestimmt noch mehr Sponsoren.  So tut man dem Thema, den Büchern, den Autoren keinen Gefallen. Es ist einfach nur Mist.

Ortsveränderungen

In Hamburg gibt es ein Literaturhaus. Schön gelegen an der Alster und großzügig gefördert von der ZEIT-Stiftung. Diese hat das wunderschöne Haus für die nächsten 25 Jahre zur Verfügung gestellt. Das freut doch den Hamburger Literaturfreund.

Nun müssen Autoren aber auch schlafen, wenn Sie zu Veranstaltungen des Literaturhauses anreisen. Auf großzügige Weise gewährt das Hotel WEDINA seit langer Zeit  diesen Autoren Obdach. Nun muss ich der Zeitung entnehmen, daß wichtige Autoren im Hotel WEDINA lesen und nicht im Literaturhaus, so Michail Schischkin heute um 17:00.

So gewährt ein Hotel aus Privat-Initiative der Literatur Zuflucht, während das eigentliche Literaturhaus in Schönheit schwelgt und diese Schönheit für Verlagspräsentationen und ähnliche Marketingveranstaltungen einsetzt, der Leiter des Literaturhauses über Schlager und Fußball räsonniert und durch mecklenburg-vorpommersche Seebäder tingelt.

Das ist eben Hamburg. Nicht  Institutionen, sondern Privat-Initiative und Engagement.

Unscharfe Gedanken, unklare Aussagen

Eigentlich wollte ich nichts mehr schreiben über Frau Schwalms verunglückten Aufsatz über die von ihr unterstellte Selbstprofilierung der Literaturblog-Schreiber im deutschsprachigen Internet. Auf Buchbestattung.de habe ich mich ja schon ausführlich dazu geäußert.

Aber dann hat Markus Kolbeck ein Zitat von Virgina Woolfe in sein Bücherlei gestellt, das ich hiermit „mopse“.

Diese Aussage trifft den Fehler des Artikels genau.

Der gewöhnliche Leser unterscheidet sich von Kritikern und Gelehrten. Er ist weniger gebildet, und die Natur hat ihn weniger freigebig begabt. Er liest zu seinem eigenen Vergnügen und nicht unbedingt, um Wissen zu vermitteln oder die Meinung anderer zu korrigieren. Vor allem aber leitet ihn das instinktive Bestreben, eigenhändig aus allem, was ihm zufällig in die Finger gerät, etwas Ganzes zu gestalten. (Virginia Woolf)

Kitschprobe

Odojewski: Sommer in Venedig
Odojewski: Sommer in Venedig

Meinem Urteilsvermögen vertraue ich und ich gebe meine Meinung auch des öfteren ungebrochen und vehement kund, aber ab und an zweifel ich doch.

In solchen Fällen hilft mir die Kitschprobe: ich erzähle einer anderen Person das Buch in einem Fluß, geradeheraus und frei Schnauze … und gebe in einem letzten Satz dann meine Einschätzung ab.
Am Tonfall, am Redefluß merke ich dann selbst, ob mir das Buch gefallen hat, ob ich mich geärgert habe, ob es Kitsch ist, ob es verträglicher Kitsch oder zukleisternder Kitsch ist..

Bei dem Sommer in Venedig habe ich gezweifelt. Solche Bücher liegen mir am Herzen: Jungs zu Beginn des Weltkrieges erzählen ihre Kindheit, das Ende ihrer Kindheit. Mit dieser Thematik habe ich schon meine Staatsexamensarbeit bestritten…

Und dieser Junge träumt von Venedig, die Flüchtlinge, die am Obstgarten vorbeiziehen, wo er bei seiner Tante den letzten Kindheitssommer verbringt, träumen allerdings nicht mehr.

Und der sterbende Soldat, in dessen brechenden Augen sich die Abendsonne spiegelt, hat endgültig ausgeträumt.

Ich kann mich dem Urteil der Leser, so wie sie z.B. auf Amazon das Buch loben, nicht anschließen. Und ich finde es auch ausgesprochen degoutant, wenn neben dem vortrefflichen Inhalt die feine Ausstattung des Buches (Umschlag, Innenrückenseiten, Lesebändchen) gerühmt wird.

Nicht bei einem solchen Thema.

Wlodzimierz Odojewski: Ein Sommer in Venedig
Verlag: Schirmergraf; Auflage: 1 (2007)
ISBN-10: 3865550444
ISBN-13: 978-3865550446

Georg Christoph Lichtenberg : Die Aphorismenbücher

er hat immer wieder recht und es gibt immer wieder Gründe, den Lichtenberg herauszukramen.

Lichtenberg
Lichtenberg

So ist bei Zweitausendeins ein Reprint der Leitzmannschen Ausgabe von 1902-1908 erschienen.

Was mich dazu brachte, die alte Ausgabe(n) wieder einmal aus dem Regal zu holen, abgenutzt sind sie, obwohl sie sicherlich die letzten 30 Jahre nicht sehr oft angesehen wurden. Das wird sich ändern.

Lesen heißt borgen, daraus erfinden abtragen

wer wie Frau Schwarzer meint,.

sie glaube, daß Handkes Mut Heine „vermutlich imponiert” hätte, hat nichts von Heine gelesen / verstanden.

Ihm wäre schlecht geworden bei dem Gedanken, daß ein nach ihm benannter Preis an so einen Völkermordleugner wie Handke vergeben wird. Aber ihm wäre wahrscheinlich schon schlecht geworden bei dem Gedanken, daß ein Preis nach ihm benannt wurde.

Ich distanziere mich entschieden von meiner Geburtsstadt Düsseldorf, wo die Herrschaften so geistig verkommen zu sein scheinen, daß sie meinen, ein Freund Milosevics habe sich der Völkerfreundschaft verdient gemacht, denn dafür ist der Preis bestimmt..