Nachtrag: 5 Geschichten vom Winter

Andrzej Stasiuk
Andrzej Stasiuk

Andrzej Stasiuk hat es auf die Insel geschafft, er ist in die Insel Bücherei aufgenommen worden. Das ist eine Ehre für ihn und ein Glück für uns Leser.

5 Geschichten sind in diesem Bändchen versammelt, die verstreut veröffentlicht waren. Fünf Geschichten, in denen eigentlich nichts geschieht und in denen doch das ganze Leben steckt.

Mehr als empfehlen kann ich dieses Buch nicht und als Geschenk ist es immer ein guter Tip.

Andrzej Stasiuk: Winter: Fünf Geschichten
broschiert: 63 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (16. September 2009)
ISBN-10: 345819322
ISBN-13: 978-3458193227

Fado. Auf polnisch. Von Andrzej Stasiuk

Andrzej Stasiuk
Andrzej Stasiuk

Was der Verlag als Reiseskizzen bezeichnet, ist viel viel mehr.

Stasiuk ist ein obsessiver Reisender. Und sein Reisegebiet ist immer wieder Osteuropa. Die von ihm bereisten Regionen sind für ihn Barometer des gesellschaftlichen, kulturellen, politischen Wandels.
Stasiuk liest das Barometer sehr genau ab.

Und sehr scharfsichtig beschreibt er.

Wer fährt schon in den Kosovo? Wer außer seinen Bewohnern, internationalen Beamten und Soldaten aus allen Ecken der Welt? Wer braucht den Kosovo? Oder Mazedonien? Kleine, vergessene Länder, die für die einen Probleme darstellen, für die anderen Beute. Wenn die Welt für einen Moment ihren Blick abwendet, hören sie einfach auf zu existieren, denn heutzutage existiert nur das, was von anderen wahrgenommen wird. Die Existenz als solche hat schon lange ihren Sinn verloren.

Gerade in den kleinen Orten spürt er der Zeit nach, den Brüchen und den Verschiebungen.
Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für diejenigen, die doch ein wenig über den Tellerrand unserer „westlichen Information“ schauen möchten.

Andrzej Stasiuk: Fado: Reiseskizzen
Broschiert: 158 Seiten
Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (23. Januar 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518125273
ISBN-13: 978-3518125274


das Jahr ist vorbei und die Bücher stapeln sich…

welche Bücher haben mich dieses Jahr 2005 beglückt, welche sich als Leseerlebnis herausgestellt, mich gelangweilt, genervt oder geärgert?

Na, alle möchte ich nicht aufzählen. Wenn ich mir im Wohnzimmer ansehe, wie sich die Bücher inzwischen auf den Regalen stapeln, weil sie nicht mehr in die Regale passen, dann muss ich eigentlich eine Lesepause einlegen, die Regale erweitern, so denn überhaupt noch möglich, oder umziehen ..

Felix Philipp Ingold mit seiner Wortnahme gehört auf jeden Fall an die Listenspitze.
Ghérasim Luca mit den lapsus linguae, auch hier vorgestellt

ebenso wie Erika Burkart mit dern Ortlosen Nähe

Andrzej Stasiuk
Andrzej Stasiuk

Herr Andruchowytsch mit dem 12. Kreis hat mich gelangweilt, das Buch habe ich nicht ausgelesen, habe ich hier auch schon geschrieben…

fasziniert war ich wieder einmal von Andrzej Stasiuk,
Unterwegs nach Babadag , welches mich einstimmte auf die Ungarischen Lesezeiten, die mir meine Buchhändlerin, Frau Herbst in der Buchhandlung Christiansen so anriet.


Attila Bartis

Ganz grossartig ist Die Ruhe von Attila Bartis, dichte Athmosphäre, beklemmend, aufrüttelnd, auch obszön, das Erzählte geht mir noch Tage nach.


Andrzej Stasiuk: Über den Fluß

Andrzej Stasiuk
Andrzej Stasiuk

Und wieder ein Buch von Stasiuk, eindrücklich und wortgewaltig.

Am leichtesten, angenehmsten eine der drei Kindheitserinnerungen über die Bücherei, am schwersten zu nehmen diese Alkohol-Eskapaden, herausragend die sexuelle Hörigkeit.

Es sind nicht die Geschichten alleine, die er erzählt, die so fesseln und auch anstrengen, es ist seine Sprache.

Sie hat eine Schwere und Bildkraft, die ich selten zu lesen bekomme. Sie prägt Empfindungen, die noch nach dem Weglegen des Buches nachschwingen, nicht angenehm, aber intensiv.

Ganz groß.

Andrzej Stasiuk: Über den Fluß. Erzählungen
Taschenbuch: 189 Seiten
Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (24. November 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518123904
ISBN-13: 978-3518123904
Originaltitel: „Przez rzeke;“

die Webseite Andrzejs Stasiuk: Stasiuk

Brodsky by Stasiuk

Josef Brodsky erinnert in Flucht aus Byzanz an das geistige Lumpenproletariat, das Joga, Buddhismus oder Mao schon satt hat und jetzt in die Tiefen des Sufi, der Sunna, des schiitischen „geheimen“ Islam etc. vordringt.

Und ein paar Jahre später sagt er, er würde gern die Werke einiger Autoren, zum Beispiel Marcel Prousts, in Fortsetzungen drucken, damit die ganze Gesellschaft sie lesen kann.

Ich habe diese beiden Aussagen Brodskys ausgesucht, weil die erste eine richtige Diagnose stellt und in gewisser Weise ein krankhaftes Individuum entlarvt und die zweite die Hilflosigkeit der Medien bezeugt.

[link2post id=“94″]Andrzej Stasiuk, Das Flugzeug aus Karton [/link2post]

Andrzej Stasiuk, Das Flugzeug aus Karton

Andrzej Stasiuk
Andrzej Stasiuk

es gibt wieder ein Buch von Stasiuk.

Meine Zuneigung zu seinen Arbeiten brauche ich ja nicht verschweigen.


Nun ist das Flugzeug aus Karton ein Buch, auf dessen Erscheinen ich schon lange wartete. Denn auf der Verlagsseite seines Czarne-Verlags war Tekturowy samolot schon seit 3 Jahren verfügbar, aber eben in polnischer Sprache. Und ich hatte bedauert, daß ich es nicht lesen konnte.

Nun habe ich es. Auf den ersten Blick kurze, knappe Texte, die mich noch nicht so sehr anspringen. Werde ich mir die Zeit nehmen, und versuchen, den Ton zu finden.

Nicht nur der Autor muss den Ton finden, auch der Leser.

Andrzej Stasiuk:
Gebundene Ausgabe: 231 Seiten
Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (10. März 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518416103
ISBN-13: 978-3518416105

Die Lage auf dem Buchmarkt

In der FAZ findet sich ein interessanter Text zur Verramschung der Bücher, zum Thema „Modernes Antiquariat“

Alles möchte ich nicht unterschreiben, denn erstens ist die Schilderung des Buchmarktes in Rußland in den Neunzigern zu einfältig (dort ist es inzwischen so, daß der Buchmarkt floriert, wenn die Wirtschaft kränkelt) und zum Anderen ist vielleicht auch die Verlagsindustrie selbst beteiligt an der Misere?

Brachte früher ein Verlag ein Buch heraus, war sichergestellt, daß es für einige Jahre dem Markt zur Verfügung steht, heute wird es nach 2 Jahren spätestens verramscht.

Ein Beispiel: Die Welt hinter Dukla von Andrzej Stasiuk ist inzwischen im Modernen Antiquariat gelandet.

Der emotionale Aspekt des Modernen Antiquariats ist in diesem Artikel gar nicht bedacht worden: Ich empfinde den Zwang, die Bücher, die ich im Modernen Antiquariat sehe, kaufen zu müssen, weil sie danach nie mehr zu finden sein werden.

Wann, wenn nicht jetzt???

Und: Ein zeitgenössischer Psalmist der sterbenden Buchkultur ist leider nicht auszumachen. Das stimmt ja wohl auch nicht…

Wie wäre es mit dem Bibliomanen?
PS: Dezember 2009: Dieses Blog gibt es nicht mehr.

Ein Zitat aus dem Artikel von Andreas Kilb:

Oder ist alles gar nicht so schlimm, wie es aussieht? Ist die Verramschung des gedruckten Geistes vielleicht nur die unvermeidliche Antwort der Branche auf die ökonomische Krise? Arbeitslose Menschen werden vom Sozialstaat gestützt, arbeitslose Bücher wandern ins Moderne Antiquariat. In einer Zeit, die bei immer größerer Speicherkapazität immer weniger Lagerhaltung betreibt, haben auch Druckwerke keinen Anspruch auf Aufbewahrung. Was sich heute nicht verkauft, wird morgen discountiert und übermorgen eingestampft. Daß man da Rilkes Gedichte für den Preis einer Lieferpizza bekommt – wen stört das noch? Wer liest denn noch Gedichte?