Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit

Karl Schlögel
Karl Schlögel

Eine Lesung im Literaturhaus Hamburg: Karl Schlögel stellt sein neues Buch Im Raume lesen wir die Zeit: Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik vor, im Gespräch mit Bazon Brook (dem das postmoderne Spektakel mit in die Wiege gelegt worden zu sein scheint, wie ich von dieser Seite zitieren darf.

Schlögel kündigte schon an, daß er sich eventuell aus dem Gespräch mit Brook ausklinkt. Und da war auch gut so. Der Abend war eigentlich mißglückt. Wann schon sitze ich bei einer Lesung und suche meine Ohrstöpsel raus? Der Lautsprecher Brook erschlug alle Feinheiten, Besonderheiten, Genauigkeiten, die Schlögel nun einmal so meisterhaft kompiliert.

Ich hätte gern einer Lesung zugehört. Und nicht einem kurzen Vorlesen samt anschließender Selbstinszenierung eines, ich wiederhole es, Lautsprechers, der wohl deshalb so laut schreit, weil er verstanden oder empfunden hat, daß auch er zu den noch lebenden Toten, als die er uns Zeitgenossen bezeichnete, gehört? So lange ich plärre, lebe ich????

Ach wie schade. Aber so fand ich wenigstens die kurze Gelegenheit, mich im Anschluß bei Karl Schlögel für alles das zu bedanken, was ich von ihm lernen konnte. Und den Vorsatz zu fassen, ihn auf Avantart zu würdigen.

Mein Ideal? Ein Semester bei Ingold studieren, ein Semester bei Schlögel. Im Wechsel.

Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit: Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik
Gebundene Ausgabe – 464 Seiten – Hanser
Erscheinungsdatum: September 2003
ISBN: 3446203818

Sehr schön: Dem Buch wird bei Amazon das Werk Campo Santo von W.G. Sebald zugeordnet. Da weht ein europäischer Geist.