Still, aber nicht ruhig

Monika MaronDas Buch von Monika Maron ist das erste dieser Autorin, das ich lese. Und das bedauere ich. Ich werde weitere Bücher von ihr suchen.

Sie schildert eine Frau, die in der DDR, welche mir so regelhaft und engstarrig erscheint wie nur möglich, ihren Beruf aufgibt und entscheidet, daß sie nie wieder für Geld ihren Kopf benutzen will.

Diese Frau schreibt auf, was ihr ein alter DDR-Apparatschik diktiert und immer schwächer wird ihr Widerstand. Sie kann sich nicht abschotten gegen die Selbstgerechtigkeit dieses alten Mannes. Sie verabscheut ihn und sie sagt ihm das auch.

Dann stirbt der Mann.

Der Frau geht es nicht besser, sie fühlt sich nicht frei durch seinen Tod. Sie hat den Hass, den Hass auf ihren Vater und das System, in dem er mitwirkte, ihr Leben lang mit sich herumgeschleppt und nun war er ausgebrochen. Ausgelöst durch diesen alten Mann.

Das Buch gibt einen Einblick in die seelische Landschaft der DDR und gehört in die Reihe der wenigen Bücher, die sich mit der Vergangenheit und der eigenen Verstrickung in diese Vergangenheit auseinandersetzen.

Ob die Auseinandersetzung gelingt, ob sie Befreiung bringt, wer mag das beurteilen?

Wir aus dem Westen, die nicht solcherart verstrickt waren, können das sicherlich nicht. Aber wir können aus Büchern wie diesen und von Autoren wie Monika Maron, welche ja selbst auch mit dem System verstrickt ist, IM oder nicht, Vater wichtig oder nicht, wir können lernen und versuchen, Wahrnehmungen und Empfindungen anzunehmen ohne vorschnell zu urteilen.

Monika Maron: Stille Zeile Sechs. SZ-Bibliothek Band 90
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Süddeutsche Zeitung / Bibliothek; Auflage: 1., Aufl. (5. Januar 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3866155409
ISBN-13: 978-3866155404